Vollhybrid zum Kampfpreis: Green-Car für alle

Ein kleiner Schritt für Toyota, ein großer für Österreich. Jedenfalls auf dem Markt für Hybrid-Autos, der durch das neue preisgünstigste Modell bereichert wird: den Yaris Hybrid, der heute, am 18. Juni, seinen Start in der Alpenrepublik hat. Der Einstiegspreis von 17.580 Euro ist ebenso eine Kampfansage wie der tolle Normverbrauch von 3,5 l/100 km. Nicht nur an den Mitbewerber Honda Jazz Hybrid, sondern auch an die eigene Baureihe.

Toyota Yaris 1.5 VVT-i Hybrid (HSD) Lounge Ein Blick auf die Yaris-Preisliste (dazu auf der Toyota-Website runterscrollen) sagt viel, aber noch lange nicht alles. Denn ausstattungsbereinigt ist die Version mit dem Doppelherzen (sprich Benzin- plus Elektromotor) kaum oder gar nicht teurer als leistungsmäßig vergleichbare Yaris-Modelle, bei denen nur ein Benziner oder ein Selbstzünder seinen Dienst verrichtet.

Insofern hätte der Yaris Hybrid sogar das Zeug, sich viel öfter als 500-mal pro Jahr zu verkaufen (so viele Einheiten peilt Importeur Toyota Frey für 2013 an), wenn… Ja, wenn sich Herr und Frau Österreicher künftig auch öfter zu einer Probefahrt entschließen. Dann könnten sie nämlich feststellen, wie simpel der Umgang mit dem knapp vier Meter langen Saubermann ist.

In der Realität freilich dürften selbst bescheidene 500 Zulassungen im Jahr nur schwer umsetzbar sein. Zu skeptisch begegnet man in unseren Breitengraden nach wie vor der Hybrid-Technologie. Womit wir allerdings ziemlich einsam dastehen. Denn international schenkt man ihr großes Vertrauen: Vier Millionen Hybrid-Autos allein von Toyota verteilen sich heute über den Globus. Wobei der Prius, das Hybrid-Aushängeschild von Toyota, mittlerweile den dritten Rang unter den weltweit meistverkauften Autos einnimmt!

Trotzdem offeriert Toyota auch in Österreich eine immer größere Auswahl an Vollhybrid-Modellen: Mit dem neuen Yaris Hybrid (bzw. HSD, was für „Hybrid Synergy Drive“ steht), dem ebenfalls neuen Siebensitzer Prius+ und dem bald verfügbaren Prius Plug-in sowie dem etablierten Auris HSD und dem überarbeiteten Hybrid-Klassiker Prius hat man demnächst insgesamt fünf im Programm.

Die besten Erfolgsaussichten von diesen fünf Modellen hat natürlich der Yaris HSD – als erstes Vollhybrid-Auto in der verkaufsstarken, aber auch stark umkämpften Kleinwagen-Klasse (heißt im Fachjargon B-Segment). Der Honda Jazz Hybrid hingegen, als scheinbar direkter Konkurrent, setzt auf das so genannte Mildhybrid-System. Das hat zwar auch seinen Reiz und eine andere Leistungs-Charakteristik als der Yaris, vermag aber nicht, für rein elektrischen Vortrieb zu sorgen.

Der Yaris HSD schafft das immerhin zwei Kilometer weit. Mit vollen Akkus in einem Stück, sofern’s keine Steigung ist, versteht sich. Und weil sein optimaler Betriebsmodus aufs „urbane Umfeld“ abgestimmt wurde, so hat man uns bei Toyota erklärt, kann der 45 kW starke Elektro-Antrieb dem 75 PS starken Verbrennungs-Motor im gleitenden Stadtverkehr relativ oft eine Pause verordnen.

Das Sparpotenzial ist jedenfalls beeindruckend: Im gemischten Normbetrieb gönnt sich das knapp 1.100 kg schwere Auto mit einer Systemleistung von 100 PS lediglich 3,5 l/100 km, was einem CO2-Wert von 79 g/km entspricht. Nur das Topmodell mit VIP-Paket samt gewichtigem Panoramadach benötigt etwas mehr Sprit im Norm-Mix: 3,7 Liter (85 Gramm CO2/km). Mehr Infos dazu finden sich in den technischen Daten – bis hin zu den Fahrleistungen.

Noch ein Wort zu den Anschaffungskosten des Yaris 1.5 VVT-i HSD, die sich je nach Ausstattungslinie zwischen 17.580 und 19.740 Euro bewegen. Bitte nicht verwechseln: Wir reden nicht von Schnäppchen-, sondern von Kampfpreisen – eben wegen der Vollhybrid-Technik! Umgekehrt: Dass die Preise nicht höher gerieten, liegt auch in der nur einprozentigen NoVA begründet. Und selbst die hebt sich auf – dank des CO2- und NOx-Bonus’ von 600 Euro. Außerdem dabei: Toyotas Fünfjahres-Garantie.

Bevor wir in der Foto-Galerie unsere Fahreindrücke schildern, sprechen wir mit Heribert Binder, Marketingchef bei Toyota-Importeur Frey, noch über die reellen Absatz-Chancen des Yaris HSD in Österreich.

„Mit Hybrid im B-Segment haben wir den richtigen Weg eingeschlagen“

Auto-Kaufberatung.at: Herr Ingenieur, nachdem der Yaris als Repräsentant des beliebten B-Segments das bestverkaufte Toyota-Modell ist, geht die Firma Frey davon aus, dass er auch zum meistverkauften Hybrid-Modell avancieren wird?
Binder: Richtig!

AKB: Im Vorjahr war der kumulierte Marktanteil des Yaris mit 2,5 Prozent, was 1.800 verkauften Einheiten entsprach, relativ bescheiden. Ihr Pressesprecher Sebastian Obrecht hat das mit dem damaligen Modellwechsel begründet. Heuer wurden bis zum April schon 928 Yaris neu zugelassen. Auf welchem Level sollte sich der Marktanteil des Yaris wieder bewegen?
Binder: In den Anfangsjahren des Yaris, der damals auch zum „Auto des Jahres“ gekürt wurde (im Jahr 2000, Anm. d. Red.), verkauften wir jährlich 4.000 bis 4.500 Einheiten, das waren rund fünf Prozent Marktanteil. So gesehen haben wir hier noch etwas Potenzial, wobei natürlich auch der Mitbewerb in diesem Segment gewachsen ist. Jedenfalls haben wir mit dem ersten Hybrid-Antrieb in diesem Segment, der noch dazu erschwinglich ist, den richtigen Weg eingeschlagen. Auch aus dem Gesichtspunkt, dass der Anteil der Dieselmodelle wegen der aufwändigen Umsetzung der künftigen Euro-6-Abgasnorm…

AKB: … und nachdem die Weltgesundheits-Organisation den Diesel ernsthaft mit Asbest und Arsen vergleicht…
Binder (rollt die Augen): … mit Sicherheit abnehmen wird.

AKB: Zumindest in einem Segment, wo die Käufer schon heute den in der Anschaffung günstigeren Benziner bevorzugen, weil sie vorwiegend Kurzstrecken fahren und maximal 10.000 Kilometer jährlich zurücklegen.
Binder: Genauso ist es! Daher glaube ich, dass die ideale Hybrid-Positionierung sehr gut von Toyota erkannt worden ist. Und daher sind wir auch wirklich davon überzeugt, dass wir diesen Trend gut ausnützen können.

AKB: Bei der Präsentation des Yaris Hybrid wurde auch eine Aktion mit Drittel-Finanzierung des Kaufpreises angekündigt. Wann kommt die?
Binder: Sofort! Mit der Einführung des Yaris Hybrid startet auch diese Aktion mit null Verzinsung und null Gebühren.

AKB: Kann man die Zielgruppe für den Yaris Hybrid beschreiben?
Binder: Die geht quer durch alle Kundenschichten. Nach einem Ranking würde ich sagen, in erster Linie Menschen, die ökologisch denken, und in weiterer Folge jene, die sparsam unterwegs sein wollen und für die die Betriebskosten eine entscheidende Rolle spielen, zumal diese bei einem Hybrid-Auto nachweislich um 50 Prozent niedriger liegen als bei einem vergleichbaren Fahrzeug ohne Hybrid-Technik.

AKB: Nachweislich?
Binder: Nachweislich! Kupplung gibt’s keine, also kann auch keine verschleißen. Und auch der Bremsenverschleiß ist vernachlässigbar, weil das Hybrid-Auto ja elektrisch bremst und nur bei stärkerer Verzögerung die mechanische Bremse erforderlich ist.

AKB: Ein Effekt, der beim reinen Elektroauto freilich noch stärker zum Tragen kommt – je nach Fahrweise, versteht sich.
Binder: Ja, klar. Den Verbrauch kann ich natürlich auch bei einem Hybrid-Fahrzeug in die Höhe treiben, wenn ich mich einer aggressiven Fahrweise befleißige. Fahre ich aber ökologisch, kann ich den Verbrauch gegenüber jedem vergleichbaren Auto mit Standardtechnik unterbieten. Der Vollhybrid bietet das größte Einsparpotenzial.

AKB: Mit den Betriebskosten als feste Größe – oder Kleinheit, wenn Sie so wollen.
Binder: Dafür kann ich Ihnen auch einen Beweis aus der Praxis liefern: Der Prius ist in Wien ja auch als Green-Taxi unterwegs. Und der Betreiber jenes Unternehmens, in dem zahlreiche Prius seit eineinhalb Jahren im Einsatz sind, hat uns bestätigt, dass er mit unseren Vollhybrid-Autos seine Betriebskosten gegenüber den anderen Fahrzeugen um mehr als 50 Prozent gesenkt hat.

AKB: Nochmals zum Benzinverbrauch, den wir bei einer Probefahrt ja nicht objektiv messen können. Deshalb Hand aufs Herz: Was hat der Yaris Hybrid, mit dem Sie in jüngster Zeit unterwegs waren, tatsächlich in der Praxis verbraucht?
Binder: Rund 3,8 Liter, wobei ich hauptsächlich in der Stadt gefahren bin.

AKB: Aber nicht als Verkehrshindernis?
Binder: Nein, überhaupt nicht! Schon gar nicht bei Ampelstarts, weil ja prompt Drehmoment da ist beim Elektromotor. Und auch sonst bin ich mit dem Yaris im Verkehr flott mit geschwommen.

AKB: 3,8 Benzinliter klingen sehr gut, sind aber kein Fabelwert, der nicht auch – zumindest annähernd – mit einem hocheffizienten kleinen Diesel erzielbar wäre. Insofern fragt man sich, ob der Aufwand einer Hybrid-Technologie in der Kleinwagen-Klasse gerechtfertigt ist? Und vor allem, ob sich der Kaufpreis auch für Sparfüchse rechnet?
Binder: Allerdings! Der Yaris Hybrid ist ja primär für die Stadt gedacht, wo er seine Kostenvorteile zur Gänze ausspielt. Von den beispielhaften Abgaswerten ganz zu schweigen. Denn, wie gesagt, der typische Hybrid-Käufer wird vor allem vom ökologischen Gedanken getrieben.

AKB: Was Toyota Frey wiederum zu der optimistischen Annahme treibt, dass die Hybrid-Version im nächsten Jahr beim Yaris eine Absatzsteigerung um rund 500 Einheiten bewirkt?
Binder: Na ja, vielleicht nicht draufgesetzt auf das komplette Verkaufspotenzial der normalen Yaris-Modelle, sondern eben wegen der teuren Euro-6-Umsetzung auch auf Kosten der Diesel-Versionen. Nicht sofort, aber tendenziell. Denn noch ist Österreich ein Dieselland.

Stand: Juni 2012

Website des Importeurs: www.toyota.at

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