Peugeot mit ASG: Sehr sparsam, aber herrisch!

Es bedarf der Gewöhnung: Peugeots automatisiertes Schaltgetriebe, kurz ASG. Trotzdem kann sich dafür die ältere Klientel angeblich besonders erwärmen. Immerhin: Mit dem 68 PS starken 1,4-Liter-Diesel samt ASG zeigt sich der kleine 208 erstaunlich genügsam. Im Test gab er sich mit 4,7 Litern zufrieden. Kein anderes Fahrzeug hat bei Auto-Kaufberatung.at bisher so wenig verbraucht. Allerdings hat auch keines mehr polarisiert.

Peugeot 208 1.4 e-HDi 68 FAP ASG5 Active Es musste ja unbedingt ein Peugeot 208 mit automatisiertem Schaltgetriebe sein. Oder ganz korrekt: mit elektronisch gesteuertem mechanischem Schaltgetriebe. Klingt nach wenig Fahrspaß, macht auch wenig Fahrspaß. In den letzten Jahren haben wir den Simpel-Automat vor allem in Automobilen französischer Provenienz mehrmals erprobt. Sowohl von den PSA-Marken Citroën und Peugeot als auch von Renault, wo er vielversprechend „Quickshift“ genannt wird. Überzeugen konnte er allerdings nie.

Datenblatt
Motor 8V-R4-Turbodiesel, 1.398 ccm, Partikelfilter, Euro 5
Leistung 50 kW/68 PS bei 4.000/min
Spitze 165 km/h
Testverbrauch 4,7 l/100 km
Normverbrauch 3,4 l/100 km
CO2 87 g/km
L/B/H 3.965/1.739/1.460 mm
Leergewicht 1.171 kg
Gesamtgewicht 1.580 kg
Preis EUR 17.350,- inkl. 3% NoVA und 20% MwSt.
Stand: März 2013

Zugegeben: Im 208 e-HDi 68 mit fünfstufigem ASG (zur Wahl steht auch ein e-HDi 92 mit Sechsgang-ASG) hat sich das Getriebe erstmals recht manierlich benommen. Doch die herrische Eigenart, sich nicht auf den Fahrer einzustellen, sondern es umgekehrt zu erwarten, vermag das ASG offenbar nicht abzulegen. Dabei soll es vorwiegend die Generation 60plus sein, die sich anscheinend gern „adaptiv“ bevormunden lässt. Jedenfalls hat uns Peugeot Austria versichert, „dass besonders ältere Kunden zur automatisierten Schaltung tendieren“.

Genau deshalb, wie eingangs erwähnt, „musste“ es für Österreichs seniorenaffines Auto-Medium eben ein 208er mit ASG sein. Einer, „der nicht nach dynamischen, sondern ökonomischen Kriterien“ zu beurteilen sei, wie uns der Verkaufsleiter eines großen Peugeot-Händlers wissen ließ. Also machen auch wir es anders als sonst, indem wir unseren 75-jährigen Senior-Tester gleich hier und jetzt zu Wort kommen lassen. Und zwar in aller Ausführlichkeit. Zumal er sich mit keinem anderen Testexemplar so intensiv beschäftigt hat wie mit diesem.

Zuvor aber gibt die Redaktion von Auto-Kaufberatung.at für den 17.350 Euro teuren Peugeot 208 1.4 e-HDi 68 ASG5 Active noch eine Kurzbewertung nach dem Schulnoten-System ab – mit der sich übrigens auch unser geschätzter Oldie einverstanden erklärte:

► Bedienungsergonomie: 2
► Funktionalität: 2
► Rundumsicht: 3
► Raumökonomie: 1
► Raumangebot: 2
► Variabilität: 3
► Verarbeitung: 2
► Lenkung: 3
► Getriebe: 4
► Motorcharakteristik: 2
► Start-Stopp-System: 1
► Testverbrauch: 1
► Federungskomfort: 2
► Fahrverhalten: 1
► Bremsen (hinten Trommeln): 2
► Preis-Leistungsverhältnis: 2

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

Und so urteilt der Senior-Tester im Detail: „Dem Peugeot-Experiment mit den über dem Lenkrad angeordneten Instrumenten stand ich zuerst skeptisch gegenüber. Aber dann sind ja alle von uns – egal, ob 1,65 oder 1,95 Meter groß – damit problemlos zurechtgekommen. Im Endeffekt nimmt man durch das zwangsläufig tiefer gestellte Lenkrad sogar eine unerwartet entspannte Sitzposition ein, weil man die Arme nicht mehr so hoch hält und der linke Ellenbogen zumindest bei größeren Fahrern automatisch auf der Türlehne landet. Keine Ahnung, ob das von den Erfindern auch so bezweckt wurde. Bei mir hat’s jedenfalls gepasst.“

Nachteil: „Durch die tiefere Volant-Position wird das Ein- und Aussteigen für ältere oder behäbigere Menschen nicht gerade erleichtert. Genervt hat mich außerdem die grobe und antiquierte Verstellung der Rückenlehne. Die Platzverhältnisse hingegen – und besonders das Volumen des Kofferraums – können im Klassen-Vergleich durchaus überzeugen. Zumal der 208 gegenüber dem Vorgänger 207 ja außen kompakter, aber innen geräumiger wurde.“

Kommod zeigt sich der 208 auch in anderer Hinsicht: „Ebenfalls zufrieden war ich mit dem Federungskomfort, der über dieser Fahrzeug-Klasse rangiert. Man registriert zwar jeden Kanaldeckel, aber weder als unangenehm noch störend. Da hat man eine gelungene Fahrwerks-Abstimmung gefunden, was bei Peugeot in den letzten Jahren doch eher selten der Fall war. Positiv überrascht war ich überdies von der durchwegs routinierten Verarbeitung der hochwertig wirkenden Materialien – bis in Nischen und Ecken. Von wegen laissez faire.“

Französisch eigenwillig ausgelegt ist dagegen die Lenkung: „Die Lenkung agiert ziemlich spitz und fast zu leichtgängig, andererseits muss man relativ hohe Rückstell-Kräfte parieren. Während der Eingewöhnungszeit fährt man daher in flott durcheilten Kurven keine besonders saubere Linie. Gewöhnt man sich aber an, den kleinen Fronttriebler immer mit zwei Händen am Volant statt lässig mit einer Hand zu steuern, steht dank der tadellosen Fahreigenschaften einer sportlichen Gangart nichts mehr im Weg.“

Besser gesagt, fast nichts. Denn jetzt geht’s ans Eingemachte – ans automatisierte Schaltgetriebe: „Will man das eifrige Start-Stopp-System nicht deaktivieren, weil es noch den einen oder anderen Zehntelliter Diesel einspart, empfindet man das ASG als besonders gewöhnungsbedürftig. Denn so prompt der Neustart jedes Mal funktioniert, so unberechenbar ist das Ansprechverhalten. Ebenso wie beim Gangwechsel während der Fahrt. Deshalb muss man lernen, einen bevorstehenden Schaltvorgang punktgenau zu erkennen und unmittelbar davor den Gasfuß zu lupfen, um die Beschleunigung möglichst homogen zu gestalten. Nur so lassen sich Schaltrucke weitgehend unterdrücken.“

Ist spontane Gasannahme erforderlich, empfiehlt sich daher der Wechsel in den manuellen Schalt-Modus: „Bleibt man im Automatik-Modus, kann sich das bei Überholmanövern eher kontraproduktiv auswirken. Umso besser, dass sich die Gänge blitzschnell manuell anwählen lassen, indem man einfach das Schaltpaddel am Lenkrad betätigt. Danach wird man mit einem überraschend starken Antritt belohnt. Überhaupt scheint der kleine Selbstzünder besser im Futter zu stehen, als es die Daten zu den Fahrleistungen erwarten lassen. Denen zufolge sprintet der normale HDi 68 mit Schaltgetriebe zwar deutlich schneller als der auf Effizienz getrimmte e-HDi 68 mit ASG. Doch wenn’s drauf ankommt, gibt sich auch die Spar-Version sehr lebendig.“

Weniger erquicklich hat der Senior das Rangieren empfunden: „Zum einen, weil die Rundumsicht im 208 nicht wirklich berühmt ist. Zum anderen, weil dosiertes Gasgeben im Schritttempo ein Ding der Unmöglichkeit ist. Eine Eigenart des Halbautomaten, die viele schon vom Smart kennen dürften. Dagegen ist die auch nicht immer sensible DSG-Automatik von Volkswagen geradezu ein Ausbund an Präzision.“

Fazit: „Das ASG ist mit der Zeit zwar etwas umgänglicher geworden, doch als praxistaugliche Alternative zu vollwertigen Automatik-Getrieben kann ich es nach wie vor nicht sehen – trotz des vorbildlichen Test-Verbrauchs von 4,7 Litern. Offenkundig bin ich nicht repräsentativ für jene Generation 60plus, die sich mit dem ASG so ohne Weiteres anfreunden kann. Umso mehr findet der Peugeot 208 mit konventioneller Schaltung mein Gefallen. Ein sehr ausgewogener Kleinwagen, der in seinem Segment derzeit zu den Top-5-Angeboten gehört.“

Ein paar Gründe dafür lassen sich noch in der Foto-Galerie entdecken.

Website des Importeurs: www.peugeot.at

Dieser Beitrag wurde unter 208 1.4 e-HDi 68 ASG5, Fahrberichte, Peugeot veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.