Datum: 13. April 2011

Der krumme Schmäh des VCÖ

Die von Brüssel losgetretene Diskussion um eine höhere Dieselsteuer in der EU, die aber Länder wie Österreich so bald nicht tangieren dürfte, treibt erste Blüten. Und wie nicht anders zu erwarten, ist der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) daran heftig beteiligt. Er spielt die Autofahrer gegeneinander aus – die Eigner von Benzinern gegen jene von Diesel-Fahrzeugen…

Offiziell geht’s um eine (umwelt-)gerechte Besteuerung der Treibstoff-Sorten. Kommt Brüssel mit seinem Vorschlag für eine neue EU-Richtlinie durch, wird Sprit künftig nach seinem CO2-Ausstoß und seinem Energiegehalt besteuert. Da man mit einem Liter Diesel bekanntlich weiter fährt als mit einem Liter Benzin, würden nach dieser Logik (?) die Betreiber von Dieselautos zum Handkuss kommen.

Allerdings ist der Steuersatz, den die EU bis 2018 vorschreiben will, in Österreich schon heute höher. Erst oder besser gesagt spätestens 2023, wenn der Steuersatz für Diesel in den EU-Mitgliedsstaaten 17 Prozent über jenem für Benzin liegen soll, könnte es hier zu Lande für die Selbstzünder tatsächlich ernst werden. So viel in aller Kürze zum Status quo.

In einer ersten Reaktion auf den Brüsseler Vorstoß „begrüßt“ der VCÖ natürlich die „Einführung von CO2-Steuer auf Treibstoffe in der EU“ (offenbar liegt beim Verkehrsclub schon der definitive Beschluss darüber vor) und sinniert dabei über das angebliche Unrecht „gegenüber den zwei Millionen Autofahrern, die mit Benzin fahren“. Begründung: „In Österreich ist die Mineralölsteuer auf Diesel um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Benzin.“

Danke für das Aha-Erlebnis! Zumal wir uns nicht daran erinnern können, wann für besagte zwei Millionen Autofahrer die Zwangsverpflichtung eingeführt wurde, sich einen Benziner zuzulegen. Und weshalb spricht dann niemand über das „Unrecht“, das allen anderen Pkw-Besitzern widerfahren ist, die für ihren Diesel in der Regel einen höheren Anschaffungspreis in Kauf nehmen mussten?

Gar kein Unrecht, wird man da womöglich beim VCÖ einwenden, weil Dieselfahrer vom Hintergedanken beseelt seien, im Alltag rund ein Drittel weniger Sprit zu verbrauchen als die benachteiligten Fahrer von Benzingefährten. Bei dieser Sichtweise dürfte wohl nur eines „gerecht“ sein: wenn nämlich alle Autofahrer ausnahmslos Benziner chauffierten.

Lauter Benziner? Welch ein paradiesisches Szenario für den VCÖ. Nicht auszudenken, wie viele Hersteller man dann wegen eines tatsächlich zu hohen Flottenverbrauchs an den Pranger stellen könnte…

Derweil kümmert sich ein anderer Club, der eine weitaus glaubwürdigere Verkehrspolitik betreibt, um die wahren Ungerechtigkeiten in diesem Land: So hat der ÖAMTC bei einem europaweiten Test erhoben, dass es in Österreich die größten Preisunterschiede zwischen Autobahn- und anderen Tankstellen gibt! Bis zu zehn Euro kostet hier zu Lande eine Tankfüllung weniger, wenn man die Autobahn zum Tanken verlässt.

Die „gerechte“ Lösung des VCÖ für dieses Problem kann man sich lebhaft vorstellen. Wahrscheinlich würde er empfehlen, die Spritpreise einheitlich auf das höchste Abzocker-Niveau anzuheben.

www.vcoe.at

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