Gegenangriff: Neuer Hilux setzt zum Sprung an

Gründlich überarbeitet präsentiert sich Toyotas Pick-up-Legende Hilux. Dieser Tage werden die ersten Exemplare als fünfsitziger Double Cab (Doppelkabine) und viersitziger X-tra Cab ausgeliefert. Erstmals wird es in Österreich außerdem einen zweisitzigen Single Cab (Einzelkabine) geben, auf den man sich aber noch bis März 2012 gedulden muss. Dann soll der vormalige Spitzenreiter auch die Marktführerschaft zurückerobern. NACHTRAG: Reaktionen (am Ende des Beitrags)

Toyota Hilux 2.5 D-4D Country DK Welches Schicksal eint den Toyota Hilux und den siebenfachen Formel-1-Champ Michael Schumacher? Sie sind nicht mehr die Überflieger, die sie einst waren. Während „Schumi“ von Stallgefährten Nico Rosberg in die Schranken gewiesen wird, hat Volkswagen dem Hilux den neuen Amarok vor die Nase gesetzt. Zumindest in Sachen Marktanteil. Nun will Toyota mit dem ab sofort verfügbaren aufgefrischten Hilux wieder Boden gutmachen.

Der robuste Japaner gilt seit ewig und drei Tagen als Synonym für den Pick-up. Sagenhafte 13,5 Millionen Exemplare wurden seit der Modelleinführung 1968 weltweit verkauft, mehr als 550.000 allein im Vorjahr. Hier zu Lande glänzte der Hilux 2010 und 2009 als Marktführer. 2008 und 2007 musste er sich noch seinem Landsmann Mitsubishi L200 geschlagen geben.

Doch mit der Etablierung des neu entwickelten und im Fahrwerksbereich variantenreichen VW Amarok wird den japanischen Anbietern erstmals deren Führungsrolle streitig gemacht. Im ersten Dreivierteljahr 2011 hat VW nämlich auch das Pick-up-Segment vereinnahmt, wie die heimischen Neuzulassungen zeigen:

854 VW Amarok
589 Toyota Hilux
412 Mitsubishi L200
372 Nissan Navara
209 Ford Ranger (baugleich mit Mazda BT-50)
186 Isuzu D-Max
70 Mazda BT-50
42 Nissan NP300

„Diese ersten drei Quartale tun uns ein bisschen weh“, gesteht Sebastian Obrecht, Pressesprecher bei Österreich-Importeur Toyota Frey. „Sie können aber davon ausgehen, dass wir voll motiviert sind, dieses Kräfteverhältnis zu ändern. Wir sind überzeugt, mit dem neuen Modell wieder den ersten Platz zu erringen.“

Kämpferische Töne. Doch bei den Umsatzzahlen dürften Toyota höchstens Phantomschmerzen geplagt haben. Frey-Marketingchef Heribert Binder: „Nachdem das Pick-up-Segment zugenommen hat, haben wir auch keine Einbußen erlitten. Im Ranking sind wir zwar etwas zurückgefallen, aber in absoluten Stückzahlen haben wir heuer mehr Hilux verkauft als im vorjährigen Vergleichszeitraum.“ Konkurrenz belebt halt das Geschäft.

Deshalb und natürlich dank der runderneuerten Hilux-Baureihe könnte sich, meint Binder, „der Hilux-Anteil von derzeit knappen sechs Prozent am gesamten Toyota-Modellprogramm im Laufe des nächsten Jahres auf rund zehn Prozent ausweiten“. Nachsatz mit kleiner Einschränkung: „Besser gesagt, eher längerfristig wird der Trend zum Pick-up auch markenintern spürbar werden. Denn 2012 wird Toyota mit vielen anderen neuen Modellen auf den Markt kommen, wodurch deren Segmente ebenfalls belebt werden.“

Den Hiace will Toyota zum Teil durch den Hilux Single Cab ersetzen

Damit dieser Trend nicht ins Stocken gerät, haben die Toyota Frey-Mannen noch ein Ass im Ärmel – eines, das „zufällig“ auch VW beim Amarok ausspielt: Erstmals soll vom Hilux eine Single-Cab-Version nach Österreich kommen, also ein zweisitziger Lastesel, dessen Pritsche gegenüber dem fünfsitzigen Double Cab fast 80 Zentimeter länger ist. Geplante Einführung: März 2012. Allerdings sind die Erwartungen eher bescheiden: Toyota rechnet mit einem Anteil von rund drei Prozent in der Hilux-Palette.

Jedenfalls vorerst. Denn, so wiederum Binder: „Diese drei Prozent Modell-Mix basieren allein auf dem Feedback unserer Handelspartner zum Single Cab. Sobald das Auto lieferbar ist und von den Kunden registriert wird, glauben wir, dass dieser Anteil auf fünf bis sechs Prozent steigen wird.“ Warum auch nicht? In jenen europäischen Ländern, in denen die Version mit Einzelkabine bereits verfügbar ist, entscheiden sich dafür im Schnitt elf Prozent aller Hilux-Käufer.

„Außerdem“, ergänzt Importeur-Boss Dr. Friedrich Frey jr., „sehen wir im Single Cab eine gewisse Alternative für den im nächsten Jahr auslaufenden Hiace.“ Da die – natürlich zum Vorsteuerabzug berechtigten – Hilux-Modelle zu 70 Prozent an gewerbliche Kunden verkauft werden, könnte auch manch potenzieller Hiace-Kunde auf die besonders ladefreundliche Hilux-Einzelkabine ausweichen. An Aufbau-Zubehör, direkt von Toyota oder von spezialisierten Firmen, sollte so eine Kaufüberlegung nicht scheitern.

Davon abgesehen, wirkt sich die Einführung des Single Cab auch auf die Preisgestaltung des Hilux positiv aus. Frey: „In zähen Verhandlungen ist es uns gelungen, das gewohnte Preisniveau beim neuen Hilux zu halten. Die 26.820 Euro, die der Single Cab kostet, entsprechen genau dem Einstiegspreis beim bisherigen Xtra Cab-Modell.“

„Der Hilux hat dem Amarok eine Variante mehr und die Automatik voraus“

Im Folgenden sind die Preise der jüngsten Hilux-Generation aufgelistet, die sich vor allem „durch weniger Verbrauch und mehr Ausstattung“ (Frey) auszeichnet. Wie gehabt, verfügen alle Modelle über fünf Gänge plus zuschaltbaren Allrad-Antrieb samt Gelände-Untersetzung, auch die Automatik-Version. Die Modellbezeichnung „145“ steht für 144 PS resp. „170“ für 171 PS. Beide Vierzylinder-Selbstzünder sind nun Euro-5-optimiert. Die Country-Ausrüstung (endlich mit beheizbaren E-Außenspiegeln) kommuniziert Toyota „als ideal für den Arbeitseinsatz“, Merkmal der City-Ausstattung sei die „hohe Qualitätsanmutung mit SUV-Charakter“. Alle sonstigen Neuerungen erfährt man in der Foto-Galerie! Auch die korrekten Einsparungen im Normverbrauch gegenüber dem Vorgänger, die in anderen Online-Medien unrichtig veröffentlicht wurden.

€ 26.820,- (netto 22.350,-) Single Cab 2.5 D-4D 145 DPF Country
€ 28.020,- (netto 23.350,-) X-tra Cab 2.5 D-4D 145 DPF Country
€ 31.320,- (netto 26.100,-) X-tra Cab 2.5 D-4D 145 DPF City
€ 29.520,- (netto 24.600,-) Double Cab 2.5 D-4D 145 DPF Country
€ 33.300,- (netto 27.750,-) Double Cab 2.5 D-4D 145 DPF City
€ 35.760,- (netto 29.800,-) Double Cab 3.0 D-4D 170 DPF City
€ 37.320,- (netto 31.100,-) Double Cab 3.0 D-4D 170 DPF City Automatik

Noch erwähnenswert zum erwarteten Modell-Mix in Österreich: Beim 2012er Jahrgang des Hilux rechnet man damit, dass sich 90 Prozent aller Käufer für eine Double Cab- und sieben Prozent für eine X-tra Cab-Variante entscheiden – sofern die besagten drei Prozent für den Single Cab eben nicht zu tief gegriffen sind, wie zuvor erläutert wurde. Bei der Motorisierung geben die Importeursprognosen zu 60 Prozent dem 2,5-Liter-Diesel den Vorrang. Und bei der Ausstattung sieht man die City-Modelle zu 65 Prozent vorn.

Ob sich Toyota Frey derart gerüstet für 2012 ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem VW Amarok liefern kann, fragt Auto-Kaufberatung.at den Marketingleiter. Heribert Binder: „Würde ich schon sagen. Der erste Hype ums Mitbewerbermodell erscheint jetzt befriedigt. Und schließlich bieten wir demnächst gleich drei Varianten vom Hilux an. Außerdem haben wir eine Version mit Automatikgetriebe, wo der Mitbewerb noch nicht mitkann.“ Immerhin: 70 Prozent der Double Cab-Varianten mit dem Dreiliter-Triebwerk dürften nach Schätzung des Frey-Managements mit Selbstschalter verkauft werden.

Ein bisserl defensiver gibt sich Binders Chef, Friedrich Frey jr.: „Wir sind zwar zuversichtlich, wollen aber nicht den Faktor Lieferfähigkeit außer Acht lassen. Von der hängen wir ab, und die war beim Hilux auch immer unsere größte Herausforderung.“

Hilux wird als „echtes Einsatz-Fahrzeug“ positioniert, nicht als „Spaß-Auto“

Doch ungeachtet möglicher Lieferprobleme – die Butter vom Brot will sich Toyota von Volkswagen nicht nehmen lassen, wie Binder nochmals bekräftigt: „Wir wollen klar zum Ausdruck bringen, dass wir auch mit dem neuen Hilux kein Spaß-Auto, sondern ein echtes, voll geländetaugliches Einsatz-Fahrzeug anbieten. Eines, dessen sprichwörtliche Robustheit und außerordentlich lange Haltbarkeit sicher mehr im Vordergrund stehen als das Styling. Das sage ich ganz bewusst, trotz des attraktiveren Designs beim neuen Modell.“

Andererseits ist sich der Toyota-Marketingchef nicht zu schade dazu, dem jüngsten und stärksten Mitbewerber im Pick-up-Segment ein paar Rosen zu streuen: „Das ist zweifellos eine tolle Leistung, die VW mit dem Amarok da vollbringt. Allerdings“, relativiert Binder, „steht dahinter auch die VW-Marktführerschaft auf dem Nutzfahrzeug-Sektor!“

Und das heißt? „Ganz einfach: All jene Fuhrpark-Betreiber, die ihre Pick-ups bisher bei Toyota gekauft haben, werden jetzt systematisch von den VW-Betreuern abgegrast, damit sie ihren Kunden auch den Amarok reindrücken können. Das wird so konsequent durchgezogen, bis die Fuhrpark-Chefs nachgeben.“

Versöhnlicher Nachsatz: „Aber ist ja logisch, das würden wir auch machen.“

In der Foto-Galerie: die illustrierte Präsentation des neuen Toyota Hilux und erste Fahreindrücke vom Double Cab 2.5 D-4D 145 DPF Country.

NACHTRAG: Nicht immer lässt sich nachvollziehen, welche Reaktionen neutrale Berichterstattung bewirkt. Entweder den lächerlichen Vorwurf, Auto-Kaufberatung.at sei käuflich („Wovon leben Sie sonst?“). Oder den lächerlichen Vorwurf, Auto-Kaufberatung.at sei käuflich. Moment mal: Zweimal dasselbe? Nicht ganz. Einmal ereifern sich jene darüber, von denen wir mit Sicherheit nicht bezahlt werden. Und neuerdings sogar jene, von denen wir angeblich (aber unter Garantie ebenfalls nicht!) bezahlt werden.

Alles klar? Nicht wirklich? Macht nichts. Nur so viel: Was wir verdienen, ist kein öffentliches Thema. Was wir aber bestimmt nicht verdienen, sind E-Mails grantigen Inhalts – nämlich ausgerechnet von zwei Händlern jener Marke, der wir ansonsten doch so gerne quasi in den Auspuff kriechen. Und die uns Aussagen unterstellen, die sich praktisch diametral zum tatsächlichen Inhalt verhalten. Merke: Wer lesen kann, hat mehr vom Leben.

Mehr vom Leben haben auch jene, die über eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein verfügen. So wie Norbert Dorner von Toyota/Lexus-Händler Keusch. Er schreibt an Auto-Kaufberatung.at: „Super-Artikel. Aber ich hätte für Ihren Newsletter nicht den Titel Toyota legt sich mit Volkswagen an gewählt, sondern genau umgekehrt: Volkswagen legt sich mit Toyota an! Denn im Pick-up-Segment ist der Hilux das Nonplusultra.“

Website des Importeurs: www.toyota.at

Stand: November 2011

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