So simpel und gut: Dieser Skoda macht Mut!

Nicht missverstehen: Technisch ist beim Skoda-Allradler Octavia Scout, der seit gut einem Jahr auch mit der Selbstschaltung DSG offeriert wird, überhaupt nichts simpel. Dafür ist es der Umgang mit ihm umso mehr. Ein unkompliziertes Auto, das fast alle Stückerln spielt und nicht nur preislich am Boden bleibt. Kein Wunder, dass sich der Octavia wie Kaisersemmeln verkauft. In der 4×4-Combiversion ist er sogar der „Kaiser von Österreich“.

Skoda Octavia Scout 2.0 TDI DSG So ein Skoda Octavia Scout mit DSG, sprich automatischem Doppelkupplungs-Getriebe, macht Mut. Mut, um sich für einen Neuwagen zu entscheiden, mit dem man ebenso flott wie sparsam (dank effizientem 140-PS-TDI), völlig entspannt (dank „mitdenkendem“ DSG) und immer souverän (dank moderner Allrad-Technologie) unterwegs ist – und das ohne langwieriges Studium der Betriebsanleitung!

Genau das ist nämlich der Grund, der so manche Neuwagen-Käufer (und bei Gott nicht nur Senioren) heutzutage davor abschreckt, sich statt eines einfach gestrickten Gefährts eines mit technischen Schmankerln zuzulegen. Eines, das sich trotzdem kinderleicht bedienen lässt – so wie das 4×4-Topmodell der Octavia-Familie. Wo man den Eindruck bekommt, dass sich der Erbauer nicht an seiner Selbstverwirklichung, sondern ausschließlich an Kunden-Bedürfnissen orientiert hat.

Datenblatt
Motor 16V-R4-Turbodiesel, 1.968 ccm, Partikelfilter, Euro 5
Leistung 103 kW/140 PS bei 4.200/min
Spitze 197 km/h
Testverbrauch 6,3 l/100 km
Normverbrauch 6,2 l/100 km
CO2 162 g/km
L/B/H 4.584/1.784/1.533 mm
Leergewicht 1.500 kg
Gesamtgewicht 2.175 kg
Preis EUR 33.150,- inkl. 8% NoVA und 20% MwSt.
Stand: Februar 2012

Wahrscheinlich liegt darin das Erfolgsgeheimnis der tschechischen VW-Tochter begründet, die Ende des Vorjahres den 1,5-millionsten Octavia der zweiten Generation produzierte. Ebenso liegt’s natürlich an der fairen Preiskalkulation, die der heimische Importeur Intercar Austria pflegt. Erst recht zu seinem 20-Jahr-Jubiläum, das auch beim Octavia Combi mit einem „Twenty“-Sondermodell gefeiert wird.

All das wissen Österreichs Autokäufer gebührend zu schätzen. Denn obwohl der Octavia in seinem Segment nicht mehr zu den taufrischen Angeboten gehört, geht er nach wie vor weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln: Im Jänner nahm er bei den meistverkauften Automodellen hier zu Lande sogar einen Stockerlplatz ein – Platz drei, direkt hinter dem Dauersieger VW Golf und Marken-Bruder Skoda Fabia. Und in Kombination mit Allrad-Antrieb hat nicht mal der Golf was zu melden. Hier ist der Octavia Combi 4×4 der Dauerliebling der Österreicher.

Dazu gehört eben auch der Octavia Scout (quasi das preiswerte Pendant zu den Konzern-Brüdern Audi A4 allroad quattro und VW Passat Alltrack 4Motion), der sich vom normalen Allrad-Octavia im wahrsten Wortsinn etwas abhebt: durch eine um 39 mm größere Bodenfreiheit.

Woran es den (fast) perfekten Octavia Scout mangelt? An Herausforderungen!

Ein Vorzug, durch den sich das aufwändige 4×4-System – die bei allen Konzern-Marken zum Einsatz kommende elektronisch geregelte Haldex-Kupplung der jüngsten Generation – erst richtig ausreizen lässt: Unglaublich, wie leichtfüßig sich der Scout auf unwegsamem Terrain bewegen lässt. So behände, dass man allerdings auch Gefahr läuft, es zu übertreiben. Denn Offroader ist der hochgelegte Combi natürlich keiner.

Onroad erhöht der Allradantrieb klarerweise die Fahrstabilität. Etwa bei regennasser Fahrbahn, wenn die variable Antriebskraft je nach Traktionsbedarf von den Vorder- zu den Hinterrädern geleitet wird. Blitzschnell, unmerklich und effektiv. So wie man es erwartet von einem modernen Allradsystem. Allzu hohe Ansprüche an den Federungskomfort sollte man jedoch keine stellen. Das Octavia-Fahrwerk ist eindeutig straff ausgelegt, wenngleich nicht unharmonisch, zumal es auf zweitklassigen Straßen weder verhärtet noch in der Filterung nachlässt.

Über den hinlänglich bekannten, durchzugskräftigen Zweiliter-TDI mit 140 PS (natürlich mit homogener Common-Rail-Einspritzung, das brachiale Pumpe-Düse-Aggregat ist auch bei Skoda mittlerweile Geschichte) braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Ebenso wenig wie über die DSG-Automatik. Wie tadellos diese bewährte Motor-/Getriebe-Kombination ihre Arbeit verrichtet, merkt man daran, dass man nichts merkt. Selbst bei Berg- und Talfahrt schaltet das Sechsgang-DSG immer so wie erwünscht. Die – ebenfalls einwandfreie – Tiptronic-Funktion dient eigentlich nur dazu, um etwas Abwechslung in den unspektakulären Alltag mit dem Skoda zu bringen.

Weitaus spektakulärer empfanden wir den ermittelten Diesel-Verbrauch des Testexemplars: 6,3 Liter auf 100 Kilometer bedeuten lediglich 0,1 Liter über dem Norm-Mix! So nah an der Realität befinden sich die ansonsten realitätsfernen Hersteller-Angaben nur in den seltensten Fällen. In der Praxis dürfte das Scout-Mehrgewicht von 145 Kilo gegenüber einem vergleichbaren Octavia Combi mit Frontantrieb daher keine Kauf entscheidende Rolle spielen. Zumal die üppige Zuladung (675 Kilo) und der große Laderaum (605 bis 1.655 Liter) mit dem Fronttriebler-Pendant absolut identisch sind.

Eine Abweichung gibt’s freilich beim Anschaffungspreis: Der inklusive aller relevanten Sicherheitsfeatures serienmäßig umfangreich ausgestattete Skoda Octavia Scout 2.0 TDI DSG kostet 33.150 Euro. Ohne DSG, also mit manuellem Sechsgang-Getriebe, ist er um 1.640 Euro günstiger. Zum Vergleich: Ein Octavia Combi 2.0 TDI DSG Elegance 4×4 schlägt mit 31.220 Euro zu Buche, ohne Allrad-Antrieb mit 29.110 Euro. Die Preisdifferenz zum hochbeinigen Allradler hält sich also in Grenzen.

Über die Innenraum-Qualitäten und kleinen Macken des Scout TDI lassen wir jetzt unseren 74-jährigen Co-Tester zur Wort kommen.

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

„Gäbe es nicht den Golf Variant, wäre der Octavia für mich der ,Rucksack-Golf’ schlechthin“, meint unser Senior-Tester. „Zumal der Radstand so gut wie identisch ist. Das gilt nach meinem Dafürhalten auch für das Raumangebot im Fond, das sich auf Golf-Niveau bewegt. Und nachdem ich oft die ganze Familie durch die Gegend kutschiere, würde ich persönlich 5.000 Euro für den riesigen Superb Combi drauflegen. Für die meisten reichen aber offenbar die Platzverhältnisse im Octavia samt großem Kofferraum, sonst würde er sich nicht so unheimlich gut verkaufen.“

Freilich: „Egal, welcher Skoda, auch für den Octavia gilt: Du setzt dich rein und bist sofort mit allem vertraut. Alle Anzeigen sind bestens ablesbar, alle Schalter sind griffgünstig platziert, es gibt eine Menge brauchbarer Ablagen, die Verarbeitung ist erstklassig, die Sitze passen wie angegossen – was will man mehr? Sich darüber mokieren, dass das Cockpit nicht mehr ,modern’ ist? Modern bin ich selber! Hauptsache, es ist funktionell. Und da können dem Octavia nur wenige Mitbewerber das Wasser reichen.“

Allerdings: „An manchen Eigenheiten merkt man dem Octavia schon sein konstruktives Alter an. Will man zum Beispiel die schwergängigen Kopfstützen herausziehen, geht das nicht mit einem Handgriff, sondern nur mit Verrenkung und gehörigem Kraftaufwand. Das ist für viele in meiner Altersklasse eine Zumutung, zumal die Kopfstützen dann auch nicht mehr angepasst werden, was ja nicht Sinn der Sache ist.“

Und wenn er schon beim Meckern ist: „Wenn’s saukalt ist, ist es mit der Laufruhe des TDI nicht mehr weit her. Zumindest unmittelbar nach dem Kaltstart macht er sich ordentlich bemerkbar. Was man von der Heizung leider weniger behaupten kann. Da sind die ohnehin günstigen 170 Euro für die optionale Sitzheizung vorn wie hinten gut investiertes Geld. Auch wenn sie eigentlich serienmäßig sein sollte, denn das schlechte Ansprechverhalten der Heizung in den supereffizienten TDI-Modellen ist ja schon legendär. Ich würde mir sogar noch die Standheizung gönnen.“

Restlos begeistert zeigt sich unser Oldie dafür vom Doppelkupplungs-Getriebe: „Das DSG ist ein Traum! Wer damit einmal gefahren ist, dem wird nie wieder einfallen, stattdessen ein ordinäres Schaltgetriebe zu ordern.“ Feixender Nachsatz: „Aber wenn die Elektronik spinnt, wäre halt – wie soll ich sagen – ein manuelles Zweitgetriebe was Feines.“

Klingt in Summe aber nicht gerade, als wäre der Senior-Tester ein Skoda-Fan geworden? „Ihr solltet mich besser kennen. Ich kritisiere nur Details, die bei Eurer devoten Berichterstattung leicht untergehen. Mein Fazit ist trotzdem dasselbe: Der Octavia Scout ist so ziemlich das Beste, was man für diesen Preis bekommen kann. Daran gibt’s nichts zu rütteln!“

Mit diesen Abschlussworten lenken wir die Aufmerksamkeit der geschätzten Leserschaft auf unsere „devote“ Foto-Galerie.

Website des Importeurs: www.skoda.at

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