Weu’sd a Herz hast wie a Bergwerk steh i auf di

Eine einprägsame Corporate Identity. Früher hat man diese vor allem mit Premium-Marken wie Audi, BMW oder Mercedes verbunden. Doch heute heben sich selbst Volumen-Hersteller aus der Masse heraus. Vor allem in der Antriebstechnik haben sich Spezialisten wie Toyota (Hybrid) und nun Mazda (Skyactiv) etabliert. Und natürlich Ford mit den EcoBoost-Motoren. Herausragend: der kleine Fiesta mit „kleinem“ Herzen – wie ein Bergwerk!

Ford Fiesta 1.0 EcoBoost Titanium (125 PS) Er kommt einem unvermittelt und spontan in den Sinn, der Uralt-Hit von Rainhard Fendrich. Denn schon nach wenigen Kilometern mit dem 125 PS starken Ford Fiesta reift die Erkenntnis: Unter dessen Motorhaube schlägt tatsächlich ein Herz wie ein Bergwerk. Oder besser gesagt: Eines im Kleinformat, aber mit der Kraft eines Bulldozers.

So fühlt es sich jedenfalls an, wenn dieser unglaublich drehgeile Dreizylinder-Turbo-Benziner mit sportlich röhrendem Sound zur Sache kommt. Und das bei einem Hubräumchen von 998 Kubikzentimetern. Kein anderer Dreizylinder entwickelt annähernd so viel Punch wie dieses EcoBoost-Triebwerk von Ford – gepaart mit einem fast schon unheimlich vibrationsarmen Lauf. Wer hätte den Kölnern früher so viel technische Raffinesse zugetraut? Aber das Thema haben wir ja schon beim S-Max 2.0 EcoBoost durchgekaut.

Datenblatt
Motor 12V-Dreizyl.-Turbobenziner, 998 ccm, Euro 5
Leistung 92 kW/125 PS bei 6.000/min
Drehmoment 170 Nm bei 1.400–4.000/min (kurz 200 Nm mit Overboost)
Spitze 196 km/h
Testverbrauch 6,2 l ROZ 95/100 km
Normverbrauch 4,3 l ROZ 95/100 km
CO2 99 g/km
L/B/H 3.969/1.722/1.495 mm
Leergewicht 1.101 kg
Gesamtgewicht 1.555 kg
Preis EUR 18.950 inkl. 3% NoVA und 20% MwSt. (Ausstattung „Titanium“)
Stand: November 2013

Kein Wunder also, dass dieses Downsizing-Aggregat in Reinkultur bei der jährlichen Wahl zum International Engine of the Year dem Mitbewerb in der Einliter-Klasse keine Chance lässt. Aber auch innerhalb der hauseigenen Motoren-Palette setzt sich das neue Gütesiegel EcoBoost zunehmend durch. Ausgerechnet das „Diesel-Land“ Österreich ist dafür ein treffendes Beispiel: So haben sich in den ersten acht Monaten dieses Jahres 37 Prozent aller Käufer eines Ford Focus für den kleinen EcoBoost-Benziner, der wahlweise 100 oder 125 PS leistet, entschieden. Beim B-Max waren es sogar satte 48 Prozent, bei den Kompakt-Vans C-Max & Grand C-Max insgesamt 35 Prozent.

Führen wir uns dazu kurz das Fiesta-Modellprogramm (samt Preisliste) zu Gemüte: Für Vielfahrer dürften die sparsamen Selbstzünder eher eine Alternative zum EcoBoost-Triebwerk sein als die recht schwachbrüstigen Dreizylinder-Benziner, die Ford ohne Turbo-Aufladung anbietet. Zumal diese klarerweise auch nicht die Verbrauchs-Effizienz der Turbo-Aggregate erreichen – schon gar nicht jene des 125-PS-Motors, dessen Norm-Mix exakt dem des 100-PS-Motors entspricht, nämlich 4,3 Liter Superbenzin auf 100 km. Freilich ein theoretischer Wert, dem man sich im Alltag kaum annähern kann. Selbst dann nicht, wenn man den permanenten EcoBoost-Animationen zum Hochdrehen zu widerstehen vermag. Im Schnitt wurden für das Test-Exemplar mit 125 PS genau 6,23 Liter ermittelt.

Welch enorme Laufkultur diese Drehorgel bietet, ist uns erstmals – wir gestehen’s – durch einen Fahrfehler so richtig zu Bewusstsein gekommen: Nach einer Autobahn-Baustelle hat unser Senior-Tester, wie er schildert, „eigentlich nur registriert, dass der Fiesta beim Beschleunigen einen wahnsinnigen Schub an den Tag legt. Erst der Blick auf den Drehzahlmesser hat mir offenbart, dass die Maschine mit 6.000 Touren läuft. Ich Idiot war nicht im fünften, sondern noch im dritten Gang unterwegs! Normalerweise müsste es einem dabei fast das Trommelfell zerreißen. Nicht so beim EcoBoost-Dreizylinder, der hat wie ein Bienchen gesummt.“

Wie gesagt: Der Senior war noch im dritten Gang unterwegs. Verschalten ist bei dem präzisen Fünfgang-Getriebe kein Thema. Durchaus ein Thema ist dagegen, dass man die Leistung von 125 putzmunteren Pferden auch auf sechs Gänge hätte verteilen können. Mit einer Drehzahl senkenden sechsten Fahrstufe würde man nämlich problemlos einen Real-Verbrauch mit einer „5“ vor dem Komma erzielen. Zumal sich auch das unauffällige agierende (sprich: nicht nervende) Start-Stopp-System ambitioniert einbringt und selbst dann noch aktiv ist, wenn zum Beispiel die Klima-Automatik auf Hochtouren läuft.

Doch das wirklich Erfreuliche am Ford Fiesta ist, dass das Gesamtpaket stimmt! Soll heißen: Nicht allein das EcoBoost-Triebwerk überzeugt, der kleine Fronttriebler ist auch sonst keine Spaßbremse und setzt sowohl in den „Sport-Disziplinen“ Lenkverhalten und Agilität als auch bei der Fahrsicherheit und sogar beim Federungskomfort (Reifen am Testauto: Hankook 195/45 SR16) in seiner Klasse gleich mehrere Glanzpunkte.

Wie’s in Sachen Interieur und Cockpit-Bedienung sowie mit dem Laderaum ausschaut und welche (großteils optionalen) Gustostückerln der Fiesta parat hält, darüber geben der Kommentar unseres Senior-Testers respektive die Foto-Galerie Aufschluss.

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

ford_fiesta Doch zuvor gibt’s noch eine Wortspende des Seniors zum EcoBoost-Motor, die wir nicht vorenthalten wollen: „Ich finde es irgendwie anregend, dass ich mit 75 Lenzen noch gewisse Vorurteile über Bord werfen muss. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass mich so ein Dreizylinder jemals ,anmachen’ könnte. Auf mich wirkt dieser Fiesta fast schon wie ein Ferrari des kleinen Mannes. Was aber auch bedeutet, dass er nicht wirklich zum Cruisen einlädt. Die Maschine giert so nach Drehzahlen, dass man niedertouriges Fahren quasi als nicht artgerechte Haltung empfindet.“

Apropos „artgerechte“ Haltung: „Langbeinige Fahrer können sich nicht beklagen, der Sitz lässt sich weit genug nach hinten verschieben. Die Beinfreiheit im Fond reduziert sich dann zwar auf eher kindergerechte Platz-Verhältnisse, die für einen Kleinwagen aber insgesamt gutem Durchschnitt entsprechen. Die vorn Sitzenden genießen jedenfalls ein Fahrgefühl wie in einem Auto der Kompakt-Klasse. Am ehesten vergleichbar mit dem VW Polo, an dessen Sitzkomfort – da stelle ich für meine Generation schon besondere Ansprüche – und Qualitäts-Anmutung der Fiesta aber nicht ganz heranreicht. Würde man Noten vergeben, tät’ ich Verarbeitung und Materialien im Ford mit einem ,Gut’ bewerten. Zumal manche Details, wie beim Drehen klickende Lüftungs-Rosetten durchaus hochwertig wirken.“

Eine Lanze bricht der Senior-Tester für die Bedienbarkeit des Fiesta-Cockpits, das in dieser Hinsicht eher selten gelobt wird: „Ich bin damit ohne Eingewöhnung klar gekommen. Die Instrumente sind trotz der etwas verspielt wirkenden Skalierung problemlos ablesbar, die Lichtschalter sind teilweise hinter dem Lenkrad-Kranz verdeckt, aber die hat man bald intus. Und die großen Klimaregler und -schalter sind zwar tief, aber trotzdem noch griffgünstig platziert.“

Last but not least erscheint unserem Grand Seigneur erwähnenswert, „dass der Fiesta nicht nur über einen Fehlbetankungs-Schutz, sondern auch über einen im Tankdeckel integrierten Verschluss verfügt.“ Was zwar kein Alleinstellungs-Merkmal sei, aber in dieser Klasse selten anzutreffen – meint der Senior. „Das sind eben Details, die mir als Oldie taugen, weil sie den Umgang mit dem Auto merklich erleichtern.“

Und wir erleichtern unseren Lesern den visuellen Umgang mit dem Fiesta. In der Foto-Galerie können Sie sich 20-mal ein Bild von ihm machen – sowohl von seinen Eigenschaften als auch von seinen Eigenheiten.

Website des Importeurs: www.ford.at

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