Datum: 9. September 2011

Erdgas-Auto auf Sparflamme: 199 „Luftballons“

Auf dem heimischen Neuwagen-Markt sind sie praktisch nur Luft: Gerade mal 199 PKW mit bivalentem Benzin- und Erdgasantrieb wurden im ersten Halbjahr 2011 erstmals zugelassen. Dieser Wert liegt zwar tendenziell über jenem des Vorjahres, in dem insgesamt 333 neue Erdgas-PKW abgesetzt wurden, doch die 2008 erzielte Stückzahl von 526 Einheiten dürfte kaum noch zu erreichen sein. Werden Erdgas-Autos von Sparfüchsen unterschätzt?

Erdgasauto „Sparen ab dem ersten Kilometer.“ Für Österreichs größten regionalen Energie-Anbieter, Wien Energie, liegen die Vorzüge von Erdgas-Autos auf der Hand. So sollen sich deren Anschaffungskosten mittlerweile an jene von vergleichbaren Diesel-Autos angepasst haben. Berücksichtige man noch die niedrigere NoVA und die Förderung von 1.000 Euro (bei einer Fahrzeug-Zulassung in Wien), rentiere sich der Erwerb eines Erdgas-Autos of schon vor der Inbetriebnahme.

Oft, aber freilich nicht immer. Bei bestimmten Modellen muss man trotz der bundesweit unterschiedlichen Förderungen beim Kauf noch ordentlich drauflegen. Und wird ein Benziner auf Erdgas umgerüstet, muss man dafür mit bis zu 5.000 Euro rechnen. Doch für Vielfahrer, die bei einem Fahrzeug mit Erdgasantrieb sicher auch die gesteigerte Laufkultur zu schätzen wissen, werden höhere Anschaffungskosten durch die sehr günstigen Betriebskosten bald amortisiert.

Laut Wien Energie kostet ein Kilogramm Erdgas an den heimischen Tankstellen im Schnitt nur 97 Cent. Außerdem ist die Wirkungsweise von Erdgas deutlich effizienter als von Sprit. Ein Kilogramm entspricht dem Brennwert von 1,3 Liter Diesel oder 1,5 Liter Benzin, wodurch sich die Treibstoff-Kosten in etwa halbieren. Im Westen Österreichs sogar mindestens, nachdem das Preisniveau von Diesel und Benzin in Tirol und Vorarlberg am höchsten ist. Dafür sind in der Bundes-Hauptstadt die Erdgas-Tankstellen dichter gestreut. Insgesamt gilt die Versorgung in unserem Land aber als vorbildlich. Jedenfalls im Vergleich zu Nachbarn wie beispielsweise Deutschland oder Italien.

Nicht zuletzt, betont man bei Wien Energie, sei Erdgas für die Brieftasche ebenso gut wie für die Umwelt. Tatsächlich werden beim Betrieb mit Erdgas bis zu 20 Prozent weniger CO2 (manche sprechen sogar von bis 30 Prozent), bis zu 90 Prozent weniger Stickstoff-Oxide und so gut wie kein Feinstaub ausgestoßen.

Damit können Erdgas-Autos zwar nicht gegen (lokal) völlig emissionsfreie Elektro-Autos „anstinken“. Aber dafür sind diese in der Anschaffung verhältnismäßig teuer und eignen sich – aus hinreichend bekannten Gründen – nur für kürzere Strecken. Der Vergleich hinkt also schon deshalb, weil hier unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Trotzdem: Allein von Österreichs Vorzeige-Stromer Mitsubishi i-MiEV wurden im ersten Halbjahr 141 Stück ausgeliefert. Das sind lediglich 58 Zulassungen weniger als im selben Zeitraum von allen Erdgas-PKW zusammen.

Keine Frage also: Erdgas-Autos werden unter Wert geschlagen. Warum das so ist, mag teilweise durch das dünne Fahrzeug-Angebot erklärbar sein, das freilich wiederum Ergebnis der mageren Nachfrage ist… Nur in einer Beziehung wird das Segment der Erdgas-PKW nach allgemein gültigen „Regeln“ repräsentiert: Volkswagen ist auch hier klarer Marktführer, wie von Statistik Austria erhoben wurde.

Von den im ersten Halbjahr neu zugelassenen 199 Modellen heißen beachtliche 131 VW Touran 1.4 TSI EcoFuel CNG. In Deutschland macht der Wolfsburger Saubermann übrigens Furore, nachdem ihn der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zum dritten Mal in Folge zum „umweltfreundlichsten Siebensitzer“ gekürt hat.

Zurück zum heimischen Markt: Weit hinter dem Touran reiht sich Fiat mit 42 verschiedenen Erdgas-Modellen ein, von denen der Punto 1.4 Natural Power das beliebteste ist. Am dritten Platz folgt der Opel Zafira 1.6 CNG mit 22 Exemplaren, und an letzter Stelle rangiert Mercedes mit vier verkauften Autos, nämlich den Modellen E 200 NGT und B 180 NGT.

Kein berauschender Erfolg. Trotzdem übt sich Wien Energie-Chef Wolfgang Altmann in Optimismus und spricht „angesichts steigender Treibstoff-Preise und zunehmenden Umweltbewusstseins“ von einem „Trend“, der sich „vermutlich noch verstärken“ werde.

Immerhin: Derzeit sind in Österreich mehr als 6.000 Erdgas-Fahrzeuge unterwegs. Allerdings nicht nur PKW, sondern summa summarum.

www.wienenergie.at

Dieser Beitrag wurde unter Top-News veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.