Gewichtige Persönlichkeit

Kleinwagen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Gott sei Dank! Heute sprechen gewichtige Gründe für einen Winzling wie den Hyundai i10. Knapp 1.000 Kilo bringt der Crash-erprobte Koreaner auf die Waage. Rund 200 mehr als anno 1974 ein Vorbild-Kompakter – der erste VW Golf. Fast reif für die Kompaktklasse ist der fünftürige i10 aber auch in anderer Hinsicht: beim Raumangebot.

Datenblatt
Motor 12V-Vierzyl.-Benziner, 1.086 ccm, Euro 5
Leistung 51 kW/69 PS bei 5.500/min
Spitze 156 km/h
Testverbrauch 5,8 l ROZ 95/100 km
Normverbrauch 4,7 l ROZ 95/100 km
CO2 110 g/km
L/B/H 3.585/1.595/1.540 mm
Leergewicht 991 kg
Gesamtgewicht 1.405 kg
Preis EUR 9.990,- inkl. 3% NoVA und 20% MwSt. (Ausstattung „Life“)
Stand: Juni 2011

Die Kunst bei der Herstellung von Kleinwagen bestand schon immer darin, an den richtigen Stellen zu sparen. Diese Kompetenz hat sich Hyundai auch für Europas Märkte erworben – dort, wo die Koreaner mittlerweile fünf Millionen Fahrzeuge verkauft haben. Und woran wollen Kleinwagen-Käufer hier zu Lande möglichst nicht sparen? Richtig: an der Sicherheit!

Genau das hat man bei Hyundai erkannt. Schon vor drei Jahren konnte der kürzlich modifizierte (und nunmehr zwei Zentimeter längere) Hyundai i10 beim Euro-NCAP-Crashtest vier von maximal fünf Sternen einheimsen. Ein guter Wert für ein dreieinhalb Meter kurzes Auto, der auch heute noch keine Selbstverständlichkeit ist. Ebenso wie das eine oder andere elektronische Sicherheitsfeature…

Doch ausgerechnet hier haben die Koreaner den Sparstift – ausnahmsweise – falsch angesetzt. Zu Gunsten eines Verkaufsarguments, mit dem Hyundai besonders oft operiert: dem Anschaffungspreis. Denn nur ohne ESP kann der i10 1.1 in der gestesteten Life-Ausstattung die magische 10.000-Euro-Marke unterschreiten.

Die Lösung des Problems ist einfach, kostet allerdings 525 Euro. Die sollte man bei Kaufabschluss jedoch auf jeden Fall drauflegen und das optionale ESP ordern. Mit der Stabilitätskontrolle hat man dann im Notfall nicht nur einen rettenden Schutzengel an Bord, auch die vorsintflutlichen Trommelbremsen hinten werden zwangsläufig durch Scheibenbremsen ersetzt.

Freilich: Unter normalen Bedingungen kommt man auch ohne ESP bestens zurecht. Der kleine Fronttriebler ist ein kreuzbraver Untersteurer und vermittelt seinem Piloten ohnehin – vor allem nach dem Umstieg von einem größeren Fahrzeug –, dass man schneller unterwegs ist als erlaubt. Wozu auch die recht straffe Fahrwerksabstimmung beiträgt, an die man sich aber rasch gewöhnt.

Ebenfalls gutem Klassenschnitt entspricht der muntere 1,1-Liter-Benzinmotor. 69 PS mobilisiert der 12-Ventil-Vierzylinder, drei mehr als vor dem Facelift des Hyundai i10 zu Jahresbeginn. Trotzdem: Bevorzugt man einen dynamischen Fahrstil, muss man das Triebwerk auf Touren halten, um mit dem Ein-Tonnen-Auto flott vorwärts zu kommen. Was – im Verein mit dem gut schaltbaren Fünfgang-Getriebe – durchaus in Fahrspaß ausarten kann.

Die inneren Werte des i10: „Ich bin klein und lad’ viel ein“

So viel zu den eher unauffälligen Qualitäten des i10. Seine auffälligen: Der Mini-Fünftürer bietet vier erwachsenen Personen ausreichend Bein- und vor allem Kopffreiheit – dank seiner großzügigen Höhe. Entsprechend bequem gestaltet sich daher der Zustieg. Auch für die Fondinsassen, weil die Türausschnitte weit in die C-Säule hineinreichen.

Der Clou aber: Zugelassen ist das Wägelchen sogar als Fünfsitzer. Was nicht mal so realitätsfern ist. Denn sind im Fond drei Kinder untergebracht, finden vorn selbst zwei Sitzriesen gute Platzverhältnisse vor.

Beeindruckend in Anbetracht der bescheidenen Außenmaße ist außerdem der Kofferraum. Das Grundvolumen bis zur Gepäckabdeckung beträgt immerhin 225 Liter, das komplette Fassungsvermögen (mit umgelegten Rücksitzen) beachtliche 910 Liter. Der i10 ist also nicht nur ein City-Flitzer zum Aufspüren enger Parklücken und für den täglichen Lebensmittel-Einkauf. Er kann auch für den Baumarkt-Einsatz herangezogen werden.

Erwartungsgemäß keine Probleme bereitet das einfache und daher übersichtliche Cockpit des Hyundai. Mit gemischten Gefühlen begutachtet man dagegen die Plastikwüste im Innenraum. Auch die Detailverarbeitung der Materialien kann nicht immer begeistern. Aber – und darauf kommt’s an: Nichts wackelt! Nichts wirkt filigran!

Beispiel: Die Vordersitzhebel für die Lehnen- und Höhenverstellung (letztere nur fahrerseitig) wirken wir handgeschnitzt, fassen sich aber massiver an als bei den meisten Mitbewerbern. Und beim Betätigen spürt man die solide Mechanik dahinter, die ein Autoleben locker überdauern sollte.

Offenbar hat Hyundai an den richtigen Stellen gespart, um den (sehr) günstigen Anschaffungspreis des i10 zu realisieren. Auch diese Kunst im Kleinwagenbau muss man beherrschen.

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

„Für Langstrecken-Fahrten würde ich den Hyundai i20 wählen, der hat mehr Kraft bei Steigungen und bietet mehr Komfort“, meint unser Senior-Tester. Allerdings: Den i10 gibt’s auch als 1.25-Benziner, der 85 PS leistet und bei einem Norm-Mix von 4,6 Litern Superbenzin auf 100 km sogar noch etwas sparsamer ist als der 1.1-Testkandidat. Dieser hat einen Normverbrauch von 4,7 Litern. In der Praxis ließ er sich aber ohnehin 5,8 Liter ROZ 95 schmecken.

„Dank meiner“, betont der Senior, „weil ich in der Stadt nicht so hektisch fahre wie ihr, sonst wären’s über sechs Liter geworden.“ Und überhaupt: „Würde ich den i10 primär für die Stadt nutzen, hätte er auf jeden Fall ein Automatikgetriebe – trotz des Mehrverbrauchs.“ Zumal der Selbstschalter für beide Motorisierungen zur Wahl steht. „Das ist ein dicker Pluspunkt, weil Automatik bei den Kleinen sowieso viel zu selten angeboten wird.“

Freilich: Der „größte Pluspunkt“ gebührt dem i10 nach Ansicht des Seniors für seine relativ hohe und damit kommode Sitzposition. Übrigens: Ebenso nach unserer Meinung. Denn dank der Höhenverstellung fühlen sich auch Fahrer wohl, die deutlich schwerer und größer als der Durchschnitt sind.

Konkret: Schiebt man den Fahrersitz am untersten Niveau ganz zurück, reicht das Platzangebot bequem für einen Korpus von maximal 1,85 Meter Länge. Dank der großzügigen Kopffreiheit kann man aber den Sitz ganz nach oben verstellen, wodurch nicht nur die Oberschenkel besser aufliegen, sondern auch Steuermänner mit 1,95-Meter-Body genügend Platz finden. Dabei lässt sich das Lenkrad gerade noch so weit in der Höhe justieren, dass ein ungetrübter Blick auf die Instrumente gewährleistet ist. Knapp, aber es passt!

„Und mir passt der i10 endgültig, wenn ich noch die Seiten- und Kopf-Airbags für 390 Euro dazunehme“, so der Senior abschließend. „Die Klimaanlage ist bei der Life-Ausstattung serienmäßig dabei. Mehr Auto braucht man im Grunde nicht!“

Website des Importeurs: www.hyundai.at

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