Das Boot oder König der Spaßmacher

„Das Boot“. So heißt ein mehrfach ausgezeichneter deutscher Anti-Kriegsfilm. „König der Spaßmacher“ nennt sich hingegen ein alter Hollywood-Schinken. Und genau das haben die beiden Movies gemeinsam: Ihre Titel beschreiben vortrefflich den Peugeot RCZ – Frankreichs (und Österreichs!) starke Antwort auf den Audi TT.

Datenblatt
Motor 16V-Vierzyl.-Turbodiesel, 1.997 ccm, Partikelfilter, Euro 5
Leistung 120 kW/163 PS bei 3.750/min
Spitze 225 km/h
Testverbrauch 6,3 l/100 km
Normverbrauch 5,2 l/100 km
CO2 139 g/km
L/B/H 4.278/1.845/1.359 mm
Leergewicht 1.411 kg
Gesamtgewicht 1.825 kg
Preis EUR 32.640,- inkl. 7% NoVA und 20% MwSt.
Stand: Mai 2011

Wer sich zum ersten Mal hinters Volant des 1,36 Meter flachen Peugeot RCZ hineinschält, registriert erfreut die gattungstypisch kommode Sitzposition – auch für Fahrer mit Gardemaß. Was allerdings ebenso auffällt: Es ist nicht zu viel, was man durch die Luken dieses „Asphalt-U-Boots“ von der Außenwelt noch erspäht. Jedenfalls erscheint es ratsam, beim Abbiegen in Seitengassen ein bis zwei zusätzliche Sekunden zu warten. Denn so lange kann sich hinter einer der breiten A-Säulen ein Passant verbergen, wenn er gemütlich die Straße überquert.

Doch sobald man den „braven“ Diesel anwirft, um mit dem gallischen Sportcoupé Fahrt aufzunehmen, verfliegt der Respekt. Der Peugeot RCZ lässt sich nämlich bedienen und bewegen wie ein 08/15-Gefährt. Eingewöhnung: gleich null. Beinahe könnte man ihn als Fahrschulauto empfehlen.

Dagegen spricht freilich, dass man den Fondplatz des 2+2-Sitzers selbst ekelhaften Prüfern nicht zumuten will. Kopffreiheit hinten: ebenfalls gleich null. Umso geräumiger präsentiert sich das Kofferabteil (321 Liter), das sich durch die ungeteilt vorklappbare Fondlehne sogar aufs doppelte Volumen ausweiten lässt.

Aber nach solchen Kriterien ist ein Tiefflieger wie der RCZ ohnehin nicht zu messen. Sondern nach jenen der Fahrdynamik. Faszinierend dabei: was sich aus Großserien-Technik alles rauskitzeln lässt, wenn man sie sozusagen richtig verpackt.

Den Frontantrieb spürt man nur beim kräftigen Beschleunigen aus Kurven, in denen sich der RCZ ansonsten fast so neutral wie ein Mittelmotor-Sportler verhält. Mit anderen Worten: Er liegt wie das sprichwörtliche Brett, als ob er mit der Straße verwachsen wäre. In Anbetracht dessen bietet das Fahrwerk durchaus langstreckentauglichen Restkomfort. Kurze Stöße dringen zwar durch, sind aber nicht unangenehm.

Von seiner angenehmsten Seite zeigt sich wiederum das 163 PS starke Diesel-Triebwerk: Ohne Brachial-Power, aber immer durchzugskräftig, bietet es eine überaus homogene und souveräne Leistungsentfaltung. Perfekte Manieren, die an der Zapfsäule nicht enden: 6,3 Liter Testverbrauch sind doch ein Wort!

Dazu gesellen sich die tadellose Verarbeitungsgüte „made in Austria“, nachdem der RCZ bei Magna in Graz produziert wird, und eine faire Preispolitik. Womit sich Peugeot quasi selber belohnt: Der RCZ verkaufte sich 2010 hier zu Lande fast dreimal so gut wie sein „Erzfeind“ Audi TT. Ein Trend, der sich heuer – so schaut’s jedenfalls nach den ersten vier Monaten aus – unverändert fortsetzen dürfte.

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

Altes Herz wird wieder jung. Unser 72-jähriger Senior-Testfahrer, der sonst nie müde wird, jeden fehlenden Höhen-Zentimeter zu bekritteln, der ihm ein bequemes Ein- und Aussteigen verleidet, hat die „Franzosen-Flunder“ so akzeptiert, wie sie ist.

Und nicht nur das: Er genoss das bemerkenswerte Überholprestige des RCZ auf der Autobahn: „Wie in den 70er Jahren, als die Autofahrer noch diszipliniert auf die rechte Spur ausgewichen sind, wenn sie im Rückspiegel einen Schnelleren auf sie zukommen sahen.“

Apropos Rückspiegel: Das Einzige, was unseren Altmeister anstrengte, war der unentwegt erforderliche Blick über die Schulter, wenn’s ans Ausparken ging – weil sich der Außenspiegel jedes Mal senkte, sobald der R-Gang eingelegt wurde: „Gut gemeint, aber kontraproduktiv.“ Außerdem musste man beim Testexemplar, sobald man wieder in den ersten Gang gewechselt hat, um die Parklücke zu verlassen, „eine Ewigkeit warten, ehe der Außenspiegel in die ursprüngliche Position zurückwandert“ (siehe auch Foto-Galerie).

Begeistert zeigte sich der Senior wiederum von der angenehmen Sitzposition. „Nur die Memory-Funktion bringt nichts. Denn Lenkrad und Spiegel muss man sich trotzdem manuell einstellen.“ Super hingegen fand er das preiswerte Xenon-Paket: „Da ist wirklich fast alles dabei, was ich brauche.“ Sprich: Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht, Scheinwerfer-Reinigungsanlage, natürlich automatische Leuchtweiten-Regulierung, Reifendruck-Sensoren, optisch-akustische Einparkhilfe (auch) vorne, Einschaltautomatik des Abblendlichts mit Begleitlicht-Funktion, Regensensor sowie automatisch abblendbarer Innenspiegel.

„Schade nur“, so der Senior weiter, „dass so feine Extras wie beheizte Vordersitze samt Lendenwirbel-Stütze im teuren Leder-Paket mitgekauft werden müssen. Viele in meiner Altersklasse mögen keine Lederpolsterung“ (wie wir bereits erfahren haben), „weil man drauf rumrutscht und weil sie im Sommer beim Einsteigen heiß ist.“

Interessant, was dem älteren Herrenfahrer sonst noch so auffiel: „Ich will ja nicht unbescheiden sein. Aber wäre die Lenkung des Peugeot noch einen Hauch spontaner und die Schaltung noch eine Spur knackiger, dann tät’s zu hundert Prozent passen.“ Das mit 200 Euro netto sehr günstige Performance-Design-Paket könnte solchen Wünschen entgegenkommen. Es beinhaltet unter anderem ein Sport-Lederlenkrad mit kleinerem Durchmesser und einen kürzeren Schalthebel.

Peinlich war es unserem Senior jedenfalls nicht, sich in einem Sportcoupé wie dem RCZ blicken zu lassen – wie er unmissverständlich zu Protokoll gab: „Natürlich nicht! Ihr stellt Fragen. In welcher Welt lebt ihr eigentlich?“ Zumal sich das Auto, wir erwähnten es bereits, „kinderleicht handhaben“ lasse.

Lediglich beim „ordentlichen Rausbeschleunigen“ sollte man das Steuer mit zwei Händen umfassen. Worauf wir zwar auch schon verwiesen haben, allerdings nicht mit diesem Merksatz: „Drehmoment und Frontantrieb haben sich nur selten lieb.“

Und noch etwas: „Vor Kurven nie den Tacho außer Acht lassen. Man unterschätzt leicht, wie schnell man mit dem Peugeot tatsächlich unterwegs ist. Aber da müsst ihr Jungen euch wohl eher am Riemen reißen als wir Alten.“

Danke für das „Jungen“. Es entschädigt für so manche Predigt übers Autofahren…

Website des Importeurs: www.peugeot.at

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