LICHTSIGNAL BEIM TÜRÖFFNEN

(22.7.2012) Ein klassischer Slapstick: In der Krimi-Satire „Kottan ermittelt“ gibt es fast keine Folge, wo nicht eine „unachtsam“ geöffnete Autotür durch die Gegend fliegt. Doch im realen Straßenverkehr sind die Folgen oft schmerzhaft, wenn Auto-Insassen ihre Türen aufschmeißen, ohne zuvor nach hinten zu blicken. Vor allem für jene, die mit dem Drahtesel gegen so eine Blechpforte donnern. Zumal Radwege in der Stadt meistens entlang parkender Fahrzeuge führen. Dabei ließen sich solche Gefahren einfach vermeiden…

Die Idee dazu stammt von Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Schabauer aus Ternitz. Sein kürzlich eingereichtes Patent nennt er „Verzögerte Türschnalle“. Darunter ist ein Mechanismus zu verstehen, der bei Betätigen des inneren Türgriffs dafür sorgt, dass auf derselben Seite des Fahrzeugs kurz dessen Lichter aufleuchten, ehe sich die Tür öffnen lässt. Durch dieses Lichtsignal ist der nachfolgende Verkehr – je nach Reaktionszeit – zumindest gewarnt, dass hier gleich eine Autotür aufspringt. Stellt sich nur die Frage: Wie schnell geht die Tür im Notfall auf? Dafür, so Schabauer, sei eine Überbrückung des Verzögerungs-Mechanismus’ vorgesehen, wodurch man die Autotür auch in Panik prompt entriegeln könne.

radfahrer_autotür Kommt tagtäglich vor: Radfahrer, die von einer plötzlich geöffneten Autotür eingebremst werden. Meistens glücklicherweise ohne unfreiwilligen Kontakt (Foto: Auto-Kaufberatung.at)

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MACHT DIESEL FETT?

(22.7.2012) Der Diesel bekommt sein Fett ab, im wahrsten Sinn des Wortes: Erst war es die verschärfte Krebserreger-Debatte durch die WHO, dann wurden uns „Problem-Lösungen“ wie der fragwürdige Stinker-Vorschlag aus Australien aufgetischt. Und jetzt gehören Dieselabgase auch noch zu den Risiko-Faktoren für Übergewicht und Insulin-Resistenz, wie die Nachrichten-Agentur pressetext berichtet. Das behaupten jedenfalls US-Forscher an der Duke University, die nach Tierversuchen zu dieser Erkenntnis gelangten, die im FASEB Journal veröffentlicht wurde.

Die Versuche erfolgten mit trächtigen Mäusemüttern, die man in der zweiten Periode der Schwangerschaft für vier Stunden täglich in spezielle Kammern setzte. Ein Teil dieser Kammern enthielt Dieselabgase, der andere Teil reine, gefilterte Luft. Ergebnis: Jene Mäuse, die im Mutterleib mit Abgasen in Berührung gekommen waren, litten später deutlich öfter unter Adipositas (Fettsucht) als die Vergleichsgruppe.

fettsucht_durch_diesel Ungeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft Dieselabgase einatmen, neigen als Erwachsene zur Fettleibigkeit. Das haben Tierversuche durch US-Forscher ergeben (Foto: DM)

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PREISE FÜR CLS SHOOTING BRAKE

(18.7.2012) Heute startet der Verkauf des Mercedes CLS Shooting Brake, mit dem die Stuttgarter in der Oberklasse eine neue Lifestyle-Gattung kreiert haben. Den Einstieg für das bestechend schöne „Kombi-Coupé“ markiert der 204 PS starke, aber hocheffiziente 250 CDI BlueEfficiency (CO2-Wert 139 g/km), der samt serienmäßiger 7G-Automatik ab 66.960 Euro den Besitzer wechselt. Im ersten Jahr nach der Markteinführung am 6. Oktober wird außerdem das edel gekleidete Sondermodell Edition 1 offeriert, das zusätzlich mit netto 6.155 bis 9.750 Euro zu Buche schlägt. Freilich nur Peanuts in Anbetracht der fast 140.000 Euro für den Imageträger im Shooting Brake-Programm: den ebenfalls ab Oktober verfügbaren CLS 63 AMG mit 386 PS. Hier finden sich alle Daten und Preise der neuen Stern-Klasse.

Website des Importeurs: www.mercedes-benz.at

mercedes_cls_shooting_brake_edition_1 Äußeres Kennzeichen der Edition 1 beim CLS Shooting Brake: die matte Lackierung „Designo Magno Alanitgrau“. Alternativ gibt’s die Metallic-Farben „Obsidianschwarz“, „Palladiumsilber“ oder „Cavansitblau“ (Foto: Mercedes-Benz)

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PARKPICKERL MIT UMFRAGE-SCHMÄH

(17.7.2012) In Wien regiert der Schmäh! Das ist zwar keine neue Erkenntnis, aber jetzt haben wir’s erstmals schwarz auf weiß. Oder besser gesagt: rot auf grün. Es geht um die angeblich so populistische Unterschriften-Aktion der Wiener VP, mit der man die umstrittene Parkpickerl-Ausweitung auf die Außenbezirke verhindern will. 150.000 Protest-Unterschriften wurden dafür gesammelt. Ein Vielfaches dessen, was eine Volksbefragung rechtfertigen würde. Und wie zieht sich die rot-grüne Stadtregierung aus der Affäre? Sie rückt vom geplanten Start am 1. Oktober 2012 um keinen Deut ab, entschärft die neuen Kurzpark-Zonen durch eine leicht verkürzte Gültigkeitsdauer (täglich nur von neun bis 19 Uhr) und kündigt eine nachträgliche(!) Volksbefragung an. Eine, die „natürlich mehrere Themen“ umfassen werde, wie Bürgermeister Michael Häupl ergänzt. Natürlich.

Wie schön, dass sich betroffene Anrainer zuerst auf eine Parksituation einstellen müssen, die vielen Kopfzerbrechen bereiten wird, um danach eine „Volksbefragung“ serviert zu bekommen, die auf den Kern der Problematik womöglich gar nicht mehr eingeht. Frei nach dem Motto: „Ist’s euch eh recht, liebe Bürger, dass wir euch vor vollendete Tatsachen stellen, um euch später mit einer Scheinbefragung kräftig zu verschaukeln?“ Aber was soll man sich auch von einer politischen Kultur erwarten, die sogar wieder unverhohlen Parteibuch-Wirtschaft betreibt? Zur Erinnerung: Rudolf Hundstorfer und sein beispielloses Aushebeln der bestqualifizierten Kandidatin für den Chefposten beim Wiener AMS. Da wird man sich im roten Rathaus doch nicht ernsthaft mit einer sinnvollen Lösung für Wiens „geduldete“ Autofahrer beschäftigen…

parkpickerl-volksbefragung Wiens Schwarze sehen die Chance, sich zu profilieren, und sprechen von „einer Verhöhnung der Bevölkerung“ durch die rot-grüne Stadtregierung. Damit steht Wien eine Politschlacht bevor. Die Verlierer, ist zu befürchten, werden die Autofahrer sein (Faksimile: Schreiben der ÖVP Wien an die Unterzeichner für eine Volksbefragung)

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RARITÄT AM STRASSENRAND

(17.7.2012) Ein selten schöner Oldtimer ist Auto-Kaufberatung.at gestern vor die Kameralinse geraten: ein Ford P3, sprich Taunus 17m (das „m“ steht bekanntlich für Meisterstück), von 1964, dem letzten Baujahr der legendären „Badewanne“. Augenscheinlich tippen wir bei diesem zum Verkauf stehenden Prachtstück, an dem nur wir eine Delle in der hinteren Stoßstange und eine winzige auf dem Kofferraum-Deckel entdeckten, auf einen Zustand 2+. Eine wahre Rarität also, denn die Kölner Mittelklasse sorgte mit ihrer modernen Formgebung zwar seinerzeit für Furore („Linie der Vernunft“), doch heute findet man leider kaum noch P3-Modelle in solch einem Pflegezustand. Allerdings soll dieses Exemplar, ein 17m super mit 60 PS, auch nur 64.700 km gelaufen sein. Mehr erfahren Interessenten unter der Mobilnummer 0664/4000599.

taunus_17m Eine damals beliebte Farb-Kombination: rot mit schwarzem Dach. Der Verkäufer bietet aber auch noch einen P3 in Weiß an (Foto: Auto-Kaufberatung.at)

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SEAT @MII GEHT WEG WIE NIE

(15.7.2012) Es hat eine Weile gedauert, ehe Seat den Internet-Mii vom Stapel ließ. Dafür wird er in Nullkommanix ausverkauft sein. Doch der Reihe nach: Anfang April startete Hyundai das Online-Geschäft mit seinem „Butterbrot“-Auto i10 Click. Bis Mitte Juni wurden für den Billig-Koreaner 82 Kaufverträge unterzeichnet. Ende April verriet uns Wolfgang Wurm, Chef von Seat-Importeur Allmobil, dass man ab Mitte Mai das Internet-Modell @Mii anbieten wolle. Daraus wurde zwar der 10. Juli – aber der Erfolg ist nach fünf Tagen beachtlich: Von den lediglich 80 @Mii, auf die man sich bei Seat beschränkt, stehen aktuell nur noch 38 zur Verfügung! Und diese dürften in den nächsten Tagen ihre Abnehmer finden. Womit auch die Aktionszeit für den Seat @Mii hinfällig wäre, die erst am 10. August enden sollte.

Dabei hat Seat im Gegensatz zu Hyundai nicht auf karge Ausstattung zum Dumpingpreis gesetzt. Der dreitürige @Mii besitzt den stärkeren 75-PS-Benziner, basiert auf der Ausstattungslinie Style, hat Serien-Goodies wie z.B. Klima, Navi, Leder-Volant, beheizbare E-Außenspiegel, CD/MP3-Radio sowie ein gediegenes Design-Paket inklusive Alus und wird zum Fixpreis von 10.990 Euro offeriert. – Nicht jeder Importeur kann dem Neuwagen-Verkauf via Internet etwas abgewinnen (siehe das Interview mit Mazda Austria-Chef Günther Kerle). Ob man bei Seat Österreich durch den spontanen Erfolg auf den Geschmack gekommen ist, bleibt abzuwarten. NACHTRAG (18.7.2012) Seltsam: Erst verkaufen sich die Seat @Mii wie warme Semmeln und jetzt stockt’s. Am Restbestand von 38 Stück hat sich bis dato nichts geändert.

Website des Importeurs: www.seat.at

seat_mii-sondermodell 42 von 80 wurden prompt bestellt. Womöglich ist es nur noch eine Frage von Stunden, bis auch die letzten verfügbaren Seat @Mii für neue Eigner reserviert sind (Bild: Auto-Kaufberatung.at)

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Heißblütiges Rennpferd statt gallischer Wildsau

Nach den ersten Kilometern stand das (Vor-)Urteil fest: Mit den optionalen 19-Zoll-Alus lief das Muskelpaket der DS4-Reihe von Citroën ziemlich steif – selbst auf glattem Asphalt! Doch die vermeintliche gallische Wildsau entpuppte sich als heißblütiges Rennpferd: Kein Verhärten der Federung auf zweitklassigen Straßen. Stattdessen sogar Cruise-Qualitäten – samt kultiviertem Kraftwerk mit wunderbar homogener Leistungsentfaltung.

Citroën DS4 200 THP Sport Chic Über die DS-Linie von Citroën (DS3, DS4 und DS5) kann man geteilter Meinung sein. Eine Reminiszenz an die unvergleichliche Göttin soll sie angeblich sein, mit der die aktuellen Modelle freilich so gar nichts gemein haben. Außer die Franzosen schieben irgendwann einen – oder besser gesagt: eine! – DS6 nach. Eine, deren Radstand von einem Karosserie-Ende bis zum anderen reicht, die natürlich über die beste Hydropneumatik aller Zeiten verfügt (die DS-Linie federt quasi wie Hinz und Kunz), und bei deren Anblick es einem den Atem verschlägt. So wie 1955 auf dem Pariser Autosalon, als für die Göttin nach dem ersten Messetag 12.000 Bestellungen vorlagen.

Datenblatt
Motor 16V-R4-Turbobenziner, 1.598 ccm, Euro 5
Leistung 147 kW/200 PS bei 5.800/min
Spitze 235 km/h
Testverbrauch 9,1 l ROZ 95/100 km
Normverbrauch 6,4 l ROZ 95/100 km
CO2 149 g/km
L/B/H 4.275/1.810/1.533 mm
Leergewicht 1.356 kg
Gesamtgewicht 1.820 kg
Preis EUR 30.390,- inkl. 7% NoVA und 20% MwSt.
Stand: Juli 2012

Immerhin konnte Citroën – und damit wechseln wir vom emotionalen zum sachlichen Part – Mitte April dieses Jahres, anlässlich des zweiten Geburtstags der DS-Linie, das 200.000ste DS-Modell ausliefern. Ein Erfolg, der zu einem Großteil sicher dem unkonventionellen Design der DS-Karossen zuzuschreiben ist, wenngleich es in Details eher exaltiert als avantgardistisch wirkt. Aber wahrscheinlich liegt er auch darin begründet, dass hier einfach gute Autos auf die mitunter riesigen Pneus gestellt werden. Ein Attribut, das sich zumindest der DS4 THP 200 wirklich verdient hat, mit dem wir uns von Tag zu Tag mehr angefreundet haben.

„Schuld“ daran hat vor allem der prachtvolle 200-PS-Benziner, der in allen Lebenslagen überzeugt. Ja, klar, werden manche sagen, die Maschine wurde schließlich gemeinsam mit BMW-Motorengurus entwickelt. Na und? Solche Kooperationen sind heutzutage gang und gäbe. Tatsache ist, dass dieses traumhafte Triebwerk unter der Haube des stärksten DS4 für ungetrübten Fahrspaß sorgt. Zumal das Turbo-Aggregat seine Kraft nicht brachial, sondern überaus harmonisch entfaltet.

Eine Leistungs-Charakteristik, die einem Power-Fronttriebler natürlich besonders entgegenkommt. Denn beim Beschleunigen aus engen Kurven machen sich die 200 Pferderln deutlich in der direkten Lenkung bemerkbar. Diese agiert übrigens nicht übertrieben leichtgängig, aber durchaus präzise. Eine Exaktheit, die man weitgehend auch der – eher leichtgängigen – Sechsgang-Schaltung attestieren kann.

Hat man das Volant also ordentlich im Griff, sind Serpentinen-Fahrten ein Hochgenuss. Dank standfester Bremsen nicht nur rauf, sondern auch runter. Dazu kommt die angenehme Eigenschaft, dass sich Wankbewegungen beim DS4 in engen Grenzen halten. Was natürlich auch ein Verdienst des straff abgestimmten Fahrwerks ist, zumal es ausgewogener federt, als ursprünglich vermutet (siehe Vorspann). Und das, obwohl der DS4 als Pseudo-SUV relativ hoch baut: 130 Millimeter beträgt die Bodenfreiheit, 20 mehr als beim „normalen“ Bruder C4. Übrigens: Serienmäßig rollt der THP 200 auf 18-Zoll-Rädern. Die gut 480 Euro Aufpreis für die – zugegeben besonders edlen – 19-Zöller kann man sich also sparen.

Was einem erfreulicher Weise nicht erspart bleibt, ist der feine Sound aus dem Motorraum. Genauer gesagt: das Sound-Design. Produziert wird es beim Gasgeben durch eine vibrierende Membrane, die gemeinsam mit der Ansaugluft für eine Klangkulisse sorgt, die in der 30.000-Euro-Klasse eher Seltenheitswert hat. Ein bisschen von diesem Klangerlebnis, das sich sogar in die Gehörgänge von Alfa-Fans einschmeicheln dürfte, kann man sich auf YouTube zu Gemüte führen.

Auf Akustik-Kreationen haben sich die Franzosen mittlerweile ja spezialisiert. Ein treffendes Beispiel dafür sind die variierbaren Warntöne, die zumindest dem Spieltrieb mancher Citroën-Eigner dienen. Beim Motorsound haben die Gallier den Dreh aber wirklich heraus. Selbst der zuvor erwähnte C4-Benziner hat uns im damaligen Testbetrieb durch seine kleinen Trompeten-Solos durchaus verzückt. Mit denen allerdings die Fahrleistungen des 120-PS-Autos nicht so wirklich mithalten konnten.

Ganz anders dagegen – einmal dürfen wir noch ins Schwärmen geraten – die im Grunde gleiche Vierzylinder-Maschine mit ebenfalls 1,6 Liter Hubraum, aber satten 200 Turbo-PS. Wie man diesem Motörchen so viel Elastizität, Drehfreude und ebenso promptes wie seidenweiches Ansprechverhalten anerzogen hat, ist aller Ehren wert. Downsizing der Extraklasse, was die bayerisch-gallische Kooperation da hervorgebracht hat!

Der Testverbrauch von 9,1 Liter Super – wir gestehen’s – dürfte auf einen etwas ungezügelten Gasfuß zurückzuführen sein dürfte. Oder besser gesagt, auf deren zwei. Weil auch unser Senior-Tester, der sich gleich mit anderen Werten und Eigenheiten des DS4 befasst, der Versuchung nicht widerstehen konnte. Andererseits ist es kein Kunststück, mit weniger als neun Litern auszukommen. Denn auch Cruisen gehört für das Allround-Triebwerk des THP 200 zu den leichtesten Übungen.

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

„Heutzutage über die Positionierung eines Autos zu philosophieren“, meint unser 74-jähriger Co-Tester, „ist ein eher sinnloses Unterfangen. Besonders beim DS4, der ein bissel was von vielem ist. Positiv habe ich jedenfalls die leicht erhöhte Sitzposition registriert, die mir natürlich auch das Ein- und Aussteigen erleichtert. Auch weil es trotz augenscheinlicher Coupé-Form nicht zwei, sondern vier Türen gibt und eine kürzere Fahrertür eben einen günstigeren Öffnungswinkel hat.“

Und sonst? „Und sonst hab’ ich mich wohl gefühlt, hatte keine Probleme mit der Bedienung, selbst nicht mit der Schalterflut am Lenkrad, weil ich sowieso nur jene Funktionen nutze, die ich brauche. Was mir aber sofort aufgefallen ist, ist das unerwartet hochwertig ausstaffierte Interieur samt der genauso unerwartet professionellen Verarbeitung. Sie können es, die Franzosen, wenn sie nur wollen!“

Alle weiteren Eindrücke, so der Senior, würden im Großen und Ganzen mit dem früher getesteten C4 übereinstimmen. Logisch, in Anbetracht des praktisch identischen Cockpits. Für Unverständnis sorgte lediglich der Regensensor: „Beim C4 war ich noch voll des Lobes, im DS4 ist er mir dagegen auf den Wecker gegangen. Bei Nieselregen hat der Sensor einwandfrei funktioniert, bei stärker einsetzendem Regen war er leider zu vergessen. Weshalb auch immer.“

Apropos Regen – die miserable Rundumsicht im DS4 hat den Senior-Tester noch mehr echauffiert als beim C4: „So sinnvoll zum Beispiel die verschiebbaren Sonnenblenden sind (Anm. d. Red.: siehe Foto-Galerie), so eine Zumutung ist die breite B-Säule und erst recht die überdimensionierte Verkleidung der D-Säule. Wenn man bei Platzregen im Stadtverkehr unterwegs ist und überall seine Augen haben muss, weil die Fußgänger wie aufgescheuchte Henderln umherschwirren, dann ist das in diesem Bunker alles andere als ein Vergnügen.“

Form folgt Funktion. Dies wiederum dürfte alles andere als eine Devise der Citroën-Designer sein. „Ihr meint das ,Gustostückerl’ des DS4?“ Genau! „Ich hab’s erst nicht glauben können, dass man die Fensterscheiben der schmalen Fondtüren weder runterkurbeln noch ausstellen kann. Da nutzt es meiner Meinung nach wenig, dass die Platzverhältnisse für zwei durchschnittlich große Passagiere durchaus okay sind, sieht man von der etwas eingeschränkten Kopffreiheit ab. Auf längeren Strecken möchte ich hinten trotzdem nicht sitzen. Bei den jetzigen Temperaturen tät’ ich Zustände bekommen, wenn ich mein Fenster nicht öffnen könnte. Auch mit Klimaanlage.“

Umso mehr Freude hat dem Senior-Tester der Platz hinterm Lenkrad bereitet: „Zumal ich auch mit der Federung klar gekommen bin. Fahrbahn-Unebenheiten nimmt der THP 200 straff, aber nicht grob. Und wenn man auf die 19-Zoll-Räder verzichtet, kann’s nur noch besser werden.“

Da sind wir uns ja wieder mal einig. Und der Preis? „Allein mit diesem herrlichen Motor ist der DS4 jeden Cent wert. Dessen ist sich offenbar auch Citroën bewusst, sonst würde man ihn nicht ausschließlich in der Top-Ausstattung anbieten. Wo übrigens für jeden Sportfahrer etwas dabei ist – für junge ebenso wie für ältere. Das Einzige, was unsere Semester vielleicht vermissen könnten, ist ein Automatik-Getriebe…“

Doch auch hier ist Abhilfe möglich: Für Automatik-Freunde bietet Citroën seit Jahresbeginn den DS4 THP 160 an.

Website des Importeurs: www.citroen.at

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DACIA REIZT ALLES AUS

(2.7.2012) Während andere Auto-Hersteller dem Lifestyle frönen, kümmert sich Renault-Tochter Dacia eifrig um die preisbewussten Pragmatiker unter den Autokäufern. Der nächste Clou heißt Dokker, ein Hochdach-Kombi, der Anfang 2013 in Österreich anrollt. Ebenso wie der Lodgy brilliert der Dokker mit einem Einstiegspreis von konkurrenzlosen 9.990 Euro. Unterschied: Der fünfsitzige Dokker ist kürzer, aber höher als der optional siebensitzige Lodgy und hat seitlich (je nach Version) eine bzw. zwei riesige Schiebetüre(n). Ebenfalls praktisch: asymmetrische Flügeltüren am Heck. Superlative bietet der Gepäckraum: Mindestens 800 Liter (maximal 3.000) sind genauso Segment-Rekord wie die Ladelänge von 1,164 Metern. Motoren: zwei Diesel mit 75 und 90 PS sowie zwei Benziner mit 82 und (folgt etwas später) 115 PS. Tadellos: ESP ist schon beim Basismodell an Bord.

Website des Importeurs: www.dacia.at

dacia_dokker Dacia-typisch fährt sich der Dokker nicht wie ein Billigauto, sondern federt komfortabel. Fürs Gewerbe gibt’s eine Kastenwagen-Version, die sich Dokker Van nennt (Foto: Patrick Curtet, Publicis Events France)

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DER CADDY KANN’S

(28.6.2012) Jetzt kann der VW Caddy auch noch von selber einparken. Warum das eine Meldung wert ist? Einfach deshalb, weil sich der Caddy dank immer mehr Optionen zu einem echten Universalgenie mausert. Erst recht mit dem so genannten „Park Assist“, der vor allem für die Kastenwagen-Version, die ja keine Rundumsicht bietet, ein sinnvolles Feature ist. Zumal der Parklenk-Assistent der neuesten Generation nicht nur für Seiten-, sondern auch für Quer-Parkplätze die Lenkarbeit beim Rangieren übernimmt. Der „Park Assist“ kann zu einem Mehrpreis von mindestens 318 Euro für fast alle Caddy-Modelle geordert werden. Ab 401 Euro ist auch das akustische Warnsignal „Park Pilot“ dabei.

Website des Importeurs: www.volkswagen.at

vw_caddy_kw_pkw Den Caddy gibt’s als Kastenwagen ab 13.308 Euro (netto 11.090 Euro) und als PKW ab 16.264 Euro (Foto: Volkswagen)

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Datum: 25. Juni 2012

„Ein Jubel über Erfolge, die Lug und Trug sind“

Es ist nur ein kleiner Rückgang: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat der heimische Neuwagen-Markt ein Minus von 1,1 Prozent eingefahren. Gegenüber dem Rekordjahr 2011. Doch wie aussagekräftig sind solche Vergleiche tatsächlich? „Uns wird ein Markt vorgegaukelt, den es in der Realität gar nicht gibt“, sagt Mazda Austria-Chef Günther Kerle. Und meint das leidige Thema Kurz-Zulassung. Ist Mazda ein strahlendes Branchen-Vorbild?

Günther Kerle Auto-Kaufberatung.at: Herr Kerle, der Dreier hat ja kürzlich ein Facelift bekommen, beim Zweier liegt es eineinhalb Jahre zurück. Trotzdem ziehen der kleine und der kompakte Mazda im Verkauf nicht so besonders. Gegenüber dem Vorjahr weisen beide kumuliert ein Absatz-Minus von 22 bis 23 Prozent auf.
Günther Kerle: Da spielen Jänner und Februar eine große Rolle. Das waren Monate, in denen die Branche generell mit einer gewissen Kaufzurückhaltung konfrontiert war. Das Problem der Statistik ist dabei, dass sich in diesen Zeitraum immer Unmengen an Tages-Zulassungen mischen, bei denen Mazda aber nicht mitspielt. Wir sehen keinen Sinn darin, mit Tages-Anmeldungen und womöglich auch noch mit Exporten zu arbeiten. Denn genau deswegen ergibt sich vom Markt ein sehr verfälschtes Bild. Wenn man nämlich die Zunahme des Bestandes und die Neuzulassungen in einem Jahr von bestimmten Marken vergleicht, dann sieht man, dass sie zwei-, drei- oder viertausend Autos wieder rausgeben.

Günther Kerle
Mazda Austria-Chef Günther Kerle, Vater dreier Kinder, ist quasi zweimal verheiratet: einmal mit Ehefrau Jutta und einmal mit Mazda. Seit mehr als 31 Jahren dreht sich für den heute 60-jährigen Manager alles um die japanische Marke, die erst zehn Jahre zuvor in Österreich debütierte.
Seine Laufbahn bei Mazda startete er im Jänner 1981 als Gebietsleiter. Bereits zwei Jahre später übersiedelte der gebürtige Tiroler, mittlerweile zum Verkaufsleiter ernannt, nach Klagenfurt, wo die Mazda-Zentrale ansässig ist.
1990 folgte der nächste Sprung auf der Karriereleiter: Kerle wurde zum Prokuristen bestellt und nahm damit die Position des Verkaufsdirektors ein. Er wirkte aktiv am Aufbau der Märkte in Slowenien und Kroatien mit und hatte für die Dauer von zwei Jahren die Leitung von Mazda Motor Slovenia inne.
2006 schließlich wurde Günther Kerle die Geschäftsführung von Mazda Austria übertragen.

AKB: Wenn Sie gleich zu Beginn in medias res gehen, sag’ ich frei nach Qualtinger: Japan gegen Korea, das nenn’ ich Brutalität.
Kerle: International mag das so sein, der österreichische Markt ist trotzdem okay. Egal, ob rund 350.000 Zulassungen jährlich mit oder ohne Exporte, in Summe kann man zufrieden sein. Das Problem, das Mazda derzeit hat, ist einfach zu erklären: Der CX-5 ist das einzig wirklich neue Modell, das auch die neue Mazda-Generation repräsentiert. Alle anderen Modelle befinden sich mehr oder weniger in der Auslaufphase. Und dieser Umstand erschwert es uns ein bisserl, die verkauften Stückzahlen insgesamt auf einem hohen Level zu halten. Am besten wäre es freilich, man könnte jedes Jahr ein neues Modell als Highlight anbieten.

AKB: Sie reden von der neuen Skyactiv-Technologie des CX-5, die künftig auch in anderen Mazda-Modellen zu finden sein wird.
Kerle: Genau. Viele Mazda-Käufer sind jetzt auf diese neue Technologie fokussiert. Deshalb ist es nicht leicht, jenen Kunden, die gern einen CX-5 hätten, auf den sie aktuell aber bis zum März 2013 (sic!) warten müssten, so ohne weiteres ein anderes Modell schmackhaft zu machen.

AKB: Was soll man einem potenziellen SUV-Kunden bei Mazda sonst anbieten? Da bleibt ja nur der größere CX-7. Wird der als Alternative akzeptiert?
Kerle: Auch. Wobei viele CX-5-Interessenten aber Umsteiger vom Mazda6 oder allgemein von der Passat-Klasse sind. Was ja nicht weiter verwunderlich ist. Früher hatte das C/D-Segment einen Marktanteil von mehr als 20 Prozent, heute sind es noch rund zehn, wogegen das SUV-Segment früher sechs Prozent hatte und heute rund 20. Das hat sich praktisch diametral zueinander entwickelt. Und Mazda spürt das natürlich ebenso.

AKB: Sind Sie in gewisser Weise stolz auf die „Premium“-Lieferzeiten des heiß begehrten CX-5?
Kerle: Ein Jahr ist natürlich zu lang, weil diese Wartezeit von einem potenziellen Kunden kaum akzeptiert wird. Sechs Monate dagegen wären total okay. Damit können die meisten leben.

AKB: Wir sind in Sachen Markterhebung vorher bei Jänner/Februar hängen geblieben…
Kerle: März und April waren sehr gute Monate für uns, der Mai auch. Wir sind zufrieden.

AKB: Wirklich? Obwohl Mazda im Neuwagen-Verkauf großteils Federn gelassen hat? Beim Sechser hat sich der Absatz sogar gegenüber dem Vorjahr, als man mit Produktionsausfällen wegen der Naturkatastrophe in Japan kämpfte, nahezu halbiert. So zufrieden können Sie doch gar nicht sein?
Kerle: Doch, in Summe schon! Mazda Austria ist auf dem Weg, das heurige Jahr besser abzuschließen als das vorige Jahr. 2011 haben wir zirka 9.300 Autos verkauft, was einem Marktanteil von 2,73 Prozent entspricht. Und heuer sollten es mehr als 10.000 Einheiten werden, mit denen dann die Drei-Prozent-Marke überschritten wird.

AKB: Diese Steigerung wäre dann aber ausschließlich dem CX-5 zu verdanken.
Kerle: Natürlich. Wenn man Autos im letzten Modelljahr hat, kann man damit schwer erobern. Dafür gelingt es uns eben im SUV-Segment, neue Kunden zu gewinnen.

AKB: Wobei das Absatzpotenzial des CX-5 wegen der ausgelasteten Kapazitäten ja nicht annähernd ausgeschöpft werden kann. Haben Sie mit solchen Troubles bei der Verfügbarkeit von Beginn an gerechnet?
Kerle: Wir haben zwar immer gewusst, dass wir zu wenige CX-5 haben werden, hatten bis zuletzt aber auch die Hoffnung, dass wir mehr als jetzt bekommen. Die Problemstellung ist halt, dass der CX-5 weltweit fast zur gleichen Zeit eingeführt wurde. Jeder Kontinent will bedient werden, überall gibt’s extreme Wartezeiten, und die Produktion lässt sich nicht innerhalb von ein paar Wochen hochfahren.

„Innerhalb von sechs Wochen war der geplante Jahresbedarf verkauft“

AKB: Mazda wurde also vom eigenen Erfolg überrascht. Schlechte Marktanalyse?
Kerle: Ein derart enormer Erfolg war nicht vorsehbar. Dass unsere Handelspartner innerhalb von sechs Wochen den gesamten angenommenen Jahresbedarf verkaufen, war wirklich überraschend.

AKB: Angenommen, der CX-5 hätte nicht so eingeschlagen. Würden Sie dann Ihre, sag’ ich mal, „brave“ Verkaufspolitik trotzdem unbeirrt fortsetzen? Ich rede nochmals von der Absatzhilfe Kurzzulassung, die Sie ja anscheinend kategorisch ablehnen. Sind Sie päpstlicher als der Papst?
Kerle: Man kann ja Verkaufsförderung über zwei Schienen fahren. Entweder als Tages-Zulassung, in die der Importeur investiert, sodass der Händler den Neuwagen anmelden kann, um ihn zum Sonderpreis zu verkaufen. Oder man unterstützt den Handelspartner insofern, dass man ihm pro Auto ein gewisses Budget zur Verfügung stellt, wobei er dann weitgehend freie Hand hat. Sprich: Er muss das Auto nicht anmelden, kann aber trotzdem gute Preise machen. Denn: Bei einem Modell wie dem Mazda6, das in absehbarer Zeit abgelöst und deshalb sowieso zu Sonderpreisen offeriert wird, wäre es sinnlos, zusätzlich die Kosten einer Ab- und Anmeldung auf sich zu nehmen.

AKB: Also doch keine prinzipielle Ablehnung von Kurzzulassungen?
Kerle: Durchaus nicht. Derzeit aber kommen sie für uns nicht infrage. Wir setzen sie dann punktuell ein, wenn man zum Beispiel ein spezielles Modell in bestimmter Motorversion wegen schwacher Lagerdrehung forcieren will. Ich verurteile die massenhaften Tages-Anmeldungen als Verkaufsförderung auch gar nicht. Wohl aber, dass Tausende von Fahrzeugen dann irgendwo in Europa herumschwirren und den heimischen Werkstätten entzogen werden. Und dass damit ein Markt bei uns vorgegaukelt wird, den’s in der Realität überhaupt nicht gibt.

AKB: Bei dem Thema geht Ihnen offenbar „das Geimpfte auf“, wie der Wiener sagt.
Kerle: Schau’n Sie, ich weiß nicht, wie das bei anderen Marken ist, aber in der europäischen Mazda-Organisation ist es total verpönt, Autos in andere Länder zu verschieben. Schließlich sind wir alle Kollegen. Zumal das in meinen Augen auch reine Geldvernichtung wäre. Dagegen verschieben bestimmte Marken ihre Autos von Österreich zum Beispiel nach Spanien und Italien (dabei nennt Kerle off the record aber explizit keine Marke koreanischer Herkunft, Anm. d. Red.). Warum die Importeure dort diesem Treiben zuschauen, verstehe ich nicht. Vielleicht ist das Ganze auch gesteuert. Manche lassen ihre Neuwagen ja zweimal zu in Europa. Dann haben sie im Endeffekt mehr Autos verkauft als produziert. Und dann jubeln welche über vermeintliche Erfolge, weil sie nicht wissen, dass alles Lug und Trug ist.

AKB: Wie selbstständig oder „eigenmächtig“ können die heimischen Mazda-Händler denn in Sachen Kurzzulassung agieren? Oder ziehen alle an einem Strang, ohne dass einer aus der Reihe tanzt?
Kerle: Natürlich könnte man aus der Reihe tanzen. Aber wozu? Ohne Unterstützung durch Mazda Austria rechnet sich eine Tages-Zulassung nicht für den Händler. Und das ist gut so. Denn die Gefahr ist ja auch: Wenn man einmal damit beginnt, Kurzzulassungen intensiv zu betreiben, kommt man aus dieser Spirale so leicht nicht wieder heraus. Erst „rettet“ man einen Monat, dann den nächsten und so weiter. Das ist wie eine Droge!

AKB: Günther Kerle schaut also darauf, dass quasi niemand ins Drogenmilieu abgleitet. Dazu fällt mir eine Presse-Aussendung von Mazda Austria aus dem Jahr 2009 ein, wonach Mazda-Händler angeblich die besten Margen hätten – wenn ich mich recht erinnere.
Kerle: Nein, nein, da ging’s nicht um die Marge, sondern um die höhere Rendite. Auch ein Mazda-Händler hat keine größere Spanne als andere in der Branche. Wovon er aber sehr wohl profitiert, sind seine deutlich geringeren Vertriebskosten. Er hat eine sehr lange Freifinanzierungszeit, er braucht keine Lagerhaltung, außerdem werden bestellte Ersatzteile tags darauf in der Früh ohne Frachtkosten angeliefert und so weiter. Eine clevere Logistik spielt eben eine große Rolle, um für den Händler sozusagen die Kosten im Vorfeld auf Sparflamme zu halten.

AKB: Darf ich Ihnen das Resümee auf dem Silbertablett servieren? Trotz aller Widrigkeiten sind Österreichs Mazda-Händler zufriedene Händler. Denn auch wenn das Volumen nicht immer stimmt, die Erträge tun’s offenbar.
Kerle: Ja, so kann man das auch wirklich sagen. Jeden Handelspartner wird man natürlich nie zufrieden stellen können. Aber auch wenn wir frühere Stückzahlen nicht halten konnten, sind wir in Österreich immerhin nach wie die stärkste japanische Marke.

AKB: Da geht’s jedoch um einen eher marginalen Vorsprung gegenüber dem Verfolger.
Kerle: Trotzdem. Unsere Position belegt, dass unsere Vertriebspolitik okay ist. Ebenso wie der Umstand, dass wir unter allen europäischen Mazda-Importeuren den zweitbesten Marktanteil vorweisen können.

Mazdas schärfste Rivalen sind andere, „als allgemein vielleicht erwartet wird“

AKB: Nochmals zum Mitbewerb: In den letzten Jahren war eigentlich immer nur davon die Rede, dass die Südkoreaner den Japanern das Wasser abgegraben haben. Wo sehen Sie als Mazda-Manager denn Ihre schärfsten Rivalen?
Kerle: Nicht dort, wo es allgemein vielleicht erwartet wird. Wir verlieren kaum Kunden an koreanische oder andere japanische Hersteller. Ein Mazda6-Fahrer zum Beispiel, der die Marke wechselt, der kauft keinen Hyundai, Toyota oder Nissan, sondern einen Audi oder auch einen Volvo, also eher so genannte Nobelmarken. Das sehen wir anhand regelmäßiger Untersuchungen. Mazda ist nicht so eine typisch urjapanische Marke, wir haben uns schon vor vielen Jahren gewissermaßen europäisiert.

AKB: Also ist der Rückschluss, wonach der Erfolg der Koreaner vor allem zu Lasten der Japaner gegangen ist, Ihrer Meinung nach nicht korrekt?
Kerle: Schau’n Sie doch nach Deutschland. Dort leidet Volkswagen genauso unter den koreanischen Zuwächsen. Hyundai knabbert überall was weg. Vor allem auch bei Kunden, die ältere Modelle der etablierten Marken besitzen.

AKB: Kommen wir von den alten zu den jungen Modellen. Von den Mazda-Neuheiten, die in den Startlöchern stehen, wird uns ja der Sechser-Nachfolger zuerst beehren. Dessen Markteinführung…
Kerle: … wird im Jänner 2013 sein. Wobei sowohl Limousine – in der Designsprache des Takeri – als auch Sport Combi nahezu gleichzeitig kommen dürften. Und zwar ebenso wie beim CX-5 in Skyactiv-Technik und damit vielen Varianten wie etwa Diesel-Automatik-Kombination.

AKB: Wann ist der Nachfolger des vor Kurzem verjüngten Dreier zu erwarten?
Kerle: Nicht vor Ende 2013.

AKB: Und wann wird der aktuelle Zweier abgelöst?
Kerle: Damit ist nicht vor 2014 zu rechnen.

AKB: Apropos rechnen: Wie geht Mazda Austria jetzt marketingstrategisch vor, ohne sich selbst ins Knie zu schießen? Wird man das derzeitige Aushängeschild CX-5 werblich hochleben lassen? Oder wird man’s besser sein lassen, nachdem man die Nachfrage ohnehin nicht befriedigen kann?
Kerle: Gute Frage. Das Schlimmste wäre freilich, würde man so ein tolles Auto totschweigen – auch wenn man lange Lieferzeiten hat. Zumal der CX-5 ein wichtiger Imageträger für uns ist. Trotzdem werden wir keine riesigen Kampagnen für ihn fahren, sondern uns im Sommer auf Werbeaktivitäten für andere Modelle konzentrieren, die durch Sonderpreise, Eintauschstützung und ähnliches forciert werden. Diesbezüglich kommen noch im Juni Sondermodelle von Mazda2 und Mazda3 (siehe Foto-Galerie, Anm. d. Red.). Wobei die wichtigste Aktion, unsere Fahrspaß-Offensive, bereits Ende Mai gestartet ist.

AKB: Wie bedient Mazda Austria eigentlich die kleine, aber feine Pick-up-Klientel? Man hört und sieht nichts von allfälligen BT-50-Aktionen.
Kerle: Der ist ausverkauft. Ein neuer BT-50 wird demnächst nicht nach Österreich kommen.

AKB: Aha, der baugleiche Ford Ranger wird aber offensichtlich nicht so stiefmütterlich behandelt.
Kerle: Bei Mazda hängt das damit zusammen, dass die Kapazität in Thailand extrem niedrig ist. Außerdem ist das Werk ja aus bekannten Gründen monatelang stillgestanden. Jetzt fährt man die Produktion zwar wieder hoch, der Pick-up geht aber vordringlich in den Heimmarkt Japan und nach Australien. Europa muss sich hinten anstellen. Ford ist offenbar besser dran, weil weltweit höhere Stückzahlen produziert werden. (Nähere Infos zum neuen BT-50 siehe in der Foto-Galerie.)

AKB: Vom großen zum kleinen Mazda: Stellt man bei Ihnen Überlegungen an, auf das Hyundai-Onlineangebot i10 Click zu reagieren?
Kerle: Ich denke nicht. Aber sag’ niemals nie! Grundsätzlich glaube ich jedoch, dass solche Angebote eine Fehlentwicklung sind, weil sie nicht gut fürs Händlernetz sind. Sollte diese Aktion wirklich funktionieren, wäre es meiner Meinung nach eine Gefahr für den klassischen Autohandel. Aber ich glaube ohnehin nicht so recht daran.

AKB: Na ja, es gibt schon den einen oder anderen namhaften Mitbewerber, der sich mit der – zugegeben nicht neuen – Internet-Idee zumindest gedanklich beschäftigt hat. Aber nachdem es sowieso keine Mazda1 gibt…
Kerle (lacht): Genau. Aber im Ernst: Die Frage ist immer, wie man sich positionieren will. Können Sie sich vorstellen, einen neuen Audi per „Klick“ übers Internet zu kaufen?

AKB: Nicht wirklich. Aber sehen Sie Mazda in der gleichen Position wie Audi?
Kerle: Nein, das will ich damit nicht sagen. Es geht um die Stellung der Marke. Wollen wir uns selber so unter Druck setzen, um unbedingt der Billigste am Markt zu sein? Nein! Wir können und wollen auch nicht mit den Dumpingpreisen der Koreaner Schritt halten. Dessen ungeachtet, sind bisher solche Versuche immer gescheitert – bis hin zu diesem Lidl-Experiment.

AKB: Nicht gescheitert ist hoffentlich der neue Service „MyMazda App“. Viel versprechend angelaufen?
Pressesprecher Jo Deimel wirft ein: Super angelaufen! Bisher gibt’s 340 Downloads (Stand Mitte Juni, Anm. d. Red.)
Kerle: So eine Neuheit funktioniert freilich nur mit entsprechendem Engagement der Händler, von denen sie sehr positiv aufgenommen wurde. Und mit dem ersten Schwung kann man durchaus zufrieden sein.

„Ein reines Elektromobil ist für Otto Normalverbraucher ein Katastrophenauto“

AKB: So viel zum Engagement im kleinen elektronischen Maßstab. Und wie verfährt Mazda international mit dem Thema Elektro-Auto in Serie? Nach dem Motto „Abwarten und Tee trinken“?
Kerle: Meine Antwort dazu ist immer die gleiche: Ein Elektro-Auto zu bauen, ist das Einfachste auf der Welt! In Feldkirchen haben wir einen Händler, der schon einen Mazda2 mit Elektromotor gebaut hat. Und werkseitig haben praktisch serienreife E-Mazda2 ihren Probelauf längst absolviert. Mazda forscht ja auch in alle Richtungen. Stichwort Wasserstoff-Antrieb etc. Seit zwei Jahren sind auf Japans Straßen außerdem E-Mazda5 mit Range Extender unterwegs, der die Autos auf rund 500 Kilometer Reichweite treibt. Aber das Problem mit der Leistungsfähigkeit der Batterie bleibt ja trotzdem bestehen. Ein reines Elektromobil ist in unseren Breitengraden für Otto Normalverbraucher ein Katastrophenauto, weil man damit im Winter kaum mehr als 50 Kilometer weit kommt.

AKB: Das wissen ja alle, dass sich ein Elektro-Auto nur für bestimmte Einsatzzwecke eignet. Aber ebenso gibt es vereinzelt Händler, die sich darauf spezialisiert haben und damit auch ein Geschäft machen dürften.
Kerle: Schön und gut. Aber wenn alle Alternativ-Antriebe zusammen in Europa einen Marktanteil von 1,2 Prozent erreichen, ist das schon hoch gegriffen. Im Schnitt kann da jeder Händler nicht mal ein Auto verkaufen. Wie gesagt: Mazda verschließt sich den alternativen Entwicklungen ja nicht. Aber die richtige Strategie für den Markt sind solche Innovationen wie die Skyactiv-Technologie, die eindrucksvoll zeigt, welch enormes Potenzial zum Spritsparen im Verbrennungsmotor noch steckt.

AKB: Wie schaut’s neben dem Kundenbedürfnis Spritsparen mit dem Kundenbedürfnis Garantie-Erweiterung bei Mazda aus? Nicht gleich sieben Jahre wie bei Kia, aber vielleicht fünf wie bei Hyundai oder auch Toyota?
Kerle: Das Thema wird ja immer wieder diskutiert. Wobei die verlängerte Garantie mancher Mitbewerber bekanntlich keine hundertprozentige Werksgarantie ist. Und zwei Jahre dazukaufen können Neuwagen-Käufer bei uns auch. Aber das machen vielleicht sieben bis acht Prozent aller Mazda-Kunden, zumal die durchschnittliche Behaltedauer in Österreich nur vier Jahre beträgt.

AKB: Und an die Vorteile beim Wiederverkauf denken sie nicht, die Neuwagen-Kunden bei Mazda?
Kerle: Ja, das ist für viele aber auch das einzige Argument. Wobei die Erfahrung zeigt, dass es auch wie eine Seifenblase zerplatzen kann, wenn der Erstbesitzer nicht die üblichen Garantie-Bestimmungen beachtet. Worüber wir ohnehin oft unglücklich sind, wenn auf dem Gebrauchtwagen-Platz nebeneinander zwei vergleichbare Jungwagen stehen, von denen einer noch über Garantie verfügt, aber der andere nicht. Und je länger eine Garantie läuft, desto öfter kommt so etwas naturgemäß vor.

AKB: Und ich danke für das lange Gespräch, das ich unter Garantie veröffentlichen werde.

Website des Importeurs: www.mazda.at

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