Tulln gehörte Mercedes

Nach 125 Jahren darf man schon mal nach den Sternen greifen: Auf der 23. Oldtimermesse in Tulln war die komplette Halle 3 ausschließlich Mercedes-Benz gewidmet. Und weil’s im offiziellen Nachbericht zur Messe keine Erwähnung fand, holen wir es hiermit nach: „125 Jahre Automobil“ wurde zur besten Sonderausstellung gekürt! Doch auch abseits der Halle 3 waren die verchromten Sterne omnipräsent. Tulln gehörte heuer Mercedes.

Vieles hat schon Tradition auf „Österreichs größter Oldtimer-Veranstaltung“ (Eigendefinition). Vor allem die spezielle Tullner Infrastruktur. Weshalb die Oldie-Messe bei rund 25.000 qm Hallen- und rund 70.000 qm Freifläche jedes Mal aus den Nähten zu platzen droht. Von der Parkplatz-Situation gar nicht zu reden. Zumal der mittlerweile auch schon traditionelle Regentag (heuer war es der Messe-Samstag, an dem es in Strömen goss) nicht vor Besuchermassen „schützte“. Rund 30.000 – durchwegs begeisterte – Oldtimer-Freaks sollen es wieder gewesen sein, die das Messegelände diesmal am letzten Mai-Wochenende bevölkerten.

Auch sonst bot die Tullner Oldtimermesse 2011 gewohnte Zahlen. Zumindest fast: Rund 700 Aussteller aus 18 Nationen wurden vom Veranstalter H.B.H. genannt. Im Vorjahr und 2009 war von jeweils 750 Ausstellern aus 16 Nationen die Rede. Klar, die heurige Ausstellerzahl wurde durch den kolossalen Mercedes-Benz-Auftritt dezimiert. Auf den wir gleich näher zu sprechen kommen.

Auto-Kaufberatung.at hat sich aber auch ein bisserl umgehört auf der Messe. Konkret bei einigen Ausstellern, wie man denn in Tulln so zufrieden sei? Nämlich in Anbetracht dessen, dass es doch auch eine Classic Car Show Vienna gebe, die zu Jahresbeginn immerhin mehr als 116.000 Besucher anlockte – in Kombination mit der Ferien-Messe und der AUTO 2011 der VW-Gruppe, versteht sich.

Ziemlich einhelliger Tenor: Quantität (Wien) und Qualität (Tulln) der Besucher seien schwer miteinander vergleichbar. Nicht ganz so diplomatisch äußerte sich ein Modellauto-Anbieter: „In Tulln fragen mich die Besucher nach bestimmten Fabrikaten, in Wien dagegen“, so seine Vermutung, „würden sie ihre Wahl wahrscheinlich nach den Farben treffen…“

Mercedes-Sonderausstellung: Ein gutes Gefühl, beim Club zu sein

Nicht wählerisch konnten hingegen die Proponenten der erfolgreichen Mercedes-Benz-Sonderausstellung sein, die sich für deren Verwirklichung vor allem auf eines verlassen mussten: auf Eigeninitiative. MBCCÖ-Präsident Walter Bretschneider konnte jedenfalls seine Enttäuschung darüber nicht verbergen, „dass wir von den heimischen Mercedes-Benz-Granden ziemlich im Stich gelassen wurden“.

Umso wehmütiger schielt Bretschneider ins Mutterland der „Sternenträger“, wo Club-Aktivitäten eine vorbildliche Unterstützung erführen: „Die deutsche Clubszene haut ja bekanntlich kräftig auf den Putz. Denken wir nur daran, was sich allein Ende August in Berlin abspielen wird. Da wird sicher nicht gekleckert, sondern geklotzt werden – allerdings unter der Ägide des Stammwerks bzw. der Veteranenabteilungen!“

Nachsatz: „Ohne das Engagement unserer Clubs (Anm. d. Red.: MBCCÖ sowie MB-SL-Club Austria und IGMO Linz) wäre das 125-Jahr-Jubiläum als Großereignis einfach an der österreichischen Szene vorüber gezogen.“

Und weil hinter jedem Engagement natürlich auch Namen stehen, „die bitte nicht unerwähnt bleiben dürfen“ (Bretschneider), erfüllen wir des Präsidenten Wunsch: „Mein Dank gilt allen Mitarbeitern sowie jenen Clubmitgliedern, die aktiv mitgeholfen haben, aber speziell Harry Büchler, Gerry Gruber sowie Manfred Hawlizcek und seinen Mitstreitern der IGMO Linz.“ Und: „Ganz besonders Peter Jiran. Ohne seine intensive Kontaktpflege zu den privaten Autobesitzern wäre es nicht möglich gewesen, derart exklusive Modelle und Unikate für unsere Sonderausstellung zu bekommen.“

Die nun folgende Foto-Galerie bildet einen Streifzug durch und um die Messe (der Oldie-Parkplatz hielt wie immer etliche Gustostückerl parat), wobei der Fokus – wir gestehen’s – auf Produkten aus dem Hause Daimler liegt. Auffallend dabei: die diesmal recht üppig vertretenen Strichachter und W108-Modelle.

Eyecatcher in Tulln waren wunderschöne Italiener und teils hervorragend erhaltene Amis sowie die zahlreichen Rolls Royce und Bentley aus den 50er bis 70er Jahren. Und nicht zuletzt: prachtvolle Exemplare des „Meistgebauten“. Wer hätte noch vor der Jahrtausendwende gedacht, dass es einmal viel Freude bereiten wird, einem Käfer im Originalzustand zu begegnen?

Übrigens: Die 24. Tullner Oldtimermesse wird am 19. und 20. Mai 2012 über die Bühne gehen. Ein Schwerpunkt soll dabei das Thema „Traktoren & Landmaschinen“ sein. Und: Youngtimer! „Damit wollen wir auch das junge Publikum vermehrt ansprechen“, kündigt Organisator Manfred Hogl an. Man darf also gespannt sein.

www.oldtimermesse.at

Stand: Juni 2011

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