Für 280 PS: Nimm zwei statt vier, die reichen dir

Mit dem 280 PS starken Leon Cupra hat Seat das bisher stärkste Serien-Modell auf die Räder gestellt. Und zwar auf ganz besondere. Denn der kompakte Alltags-Racer bringt seine stattliche Motor-Leistung allein über die Vorderräder aufs Straßen-Parkett. Und das mit einer Souveränität, die einem Allradler kaum nachsteht – sogar auf nass-rutschiger Fahrbahn. Auf dem Salzburgring hat sich Auto-Kaufberatung.at davon selbst überzeugt.

seat_leon_cupra Schnürlregen benetzte Anfang Mai Salzburgs traditionsreiche Rennstrecke. Mit strahlendem Sonnenschein hatten ohnehin nur unverbesserliche Optimisten gerechnet. Andererseits bot dieses Wetter ideale Voraussetzungen, um vor allem in den Schikanen und lang gezogenen Kurven des Salzburgrings den neuen Seat Leon Cupra aus der Reserve zu locken. Zumindest ansatzweise. Denn die Instruktoren Mario Dablander und Ing. Stefan Eichhorner hatten zuvor eingeschärft, das zweistufig abschaltbare ESP nicht zu deaktivieren. Auch gut. So zeigte sich Seats Straßen-Bolide von einer Gutmütigkeit, die uns bei einem derart potenten Fronttriebler schwer überraschte. Von der hervorragenden Traktion gar nicht zu reden.

Das Geheimnis, wie der Cupra 2.0 TSI seine Power von 280 PS verlustfrei auf die Vorderachse überträgt, liegt primär in deren elektronisch gesteuerter und feinfühlig agierender Differenzial-Sperre begründet, mit der wir erstmals beim Konzern-Bruder VW Golf GTI Performance konfrontiert worden sind. Diesem hat der wesentlich stärkere, aber kaum teuere Cupra (Startpreis 34.576 Euro) übrigens ein wertvolles Serien-Goodie voraus, das den Golf-Preisvorteil egalisiert – die adaptive Fahrwerks-Regelung DCC samt Fahrprofilen (siehe Bild unten). Mit welchen Optionen sich die Cupra-Ausrüstung noch auffetten lässt, findet sich unter Leon-Mehrausstattung.

Lammfromm: Der Leon Cupra „erzieht“ ein bisserl zum schlamperten Fahren

seat_leon_cupra Zurück zum Salzburgring: Nach einiger Zeit gewinnt man auf dem 4,23 Kilometer kurzen Rundkurs zunehmend Vertrauen. Ins eigene Fahrkönnen? Auch. Vor allem aber ins völlig unproblematische Fahrverhalten des Cupra – besonders im sportlichsten Fahrprofil-Modus. Unglaublich, wie früh man aus engen Kehren wieder voll beschleunigen kann, ohne das Auto (oder sich selber) in Verlegenheit zu bringen. Jeder Gasstoß wird gefühlt zu hundert Prozent in Vortrieb umgesetzt. Und das nicht nur dort, wo die Fahrbahn langsam aufzutrocknen beginnt.

Während des „Im-Kreis-Fahrens“ (© Lauda) ist man hauptsächlich damit beschäftigt, die unauffälligen Eigenschaften des Cupra zu registrieren. Zum Beispiel die in jeder Fahrsituation harmonische Gasannahme. Und die präzise zu dosierenden Bremsen. Und vor allem die zielgenaue, perfekt abgestimmte Progressiv-Lenkung. Zerrende Antriebsräder? Penetrantes Untersteuern? Absolute Fehlanzeige! Selbst dann, wenn man die Ideallinie mal links (oder auch rechts) liegen lässt. Ein Viertelstündchen im Cupra genügt, und man wirft so ziemlich alle Fahrschul-Weisheiten über Bord, die einem vor Jahrzehnten mühsam eingetrichtert worden sind.

Ist der Gasfuß sensibel, kann sich der Cupra auch mit starken Allradlern anlegen

seat_leon_eurocup Aber auch vermeintlich unumstößliche Erkenntnisse werden vom Cupra heftig erschüttert. Vier angetriebene Räder gelten doch eigentlich als Nonplusultra in Sachen Fahrstabilität. Und jetzt sollen nur noch zwei dafür reichen? Stefan Eichhorner, der über mehr als 30 Jahre Motorsport-Erfahrung verfügt, ist davon voll überzeugt: „Beim Beschleunigen aus Kurven ist ein vergleichbares Auto mit modernem Allrad-Antrieb zwar konzeptionell überlegen. Doch mit einem sensiblen Gasfuß lässt sich das durchaus kompensieren, weshalb der Cupra mit jedem gleichstarken Allradler mithalten kann.“

Wer einen Cupra also mit allen Sinnen bewegt, dem sollte selbst ein Golf R mit 300 PS und optimaler Traktion nicht enteilen – jedenfalls nicht auf griffigem Asphalt. Wobei es nicht unerheblich ist, ob das Auto über ein Sechsgang-DSG oder über ein manuelles Sechsgang-Getriebe beflügelt wird. Die auf dem Datenblatt nur minimalen Sprint-Vorteile des DSG zeigen im realen Fahrbetrieb nämlich Wirkung: Biegt man im Salzburgring auf die lange Gerade ein, zieht man im Automatik-Cupra einem Schalter-Cupra ziemlich deutlich davon.

Dem sprichwörtlichen DSG-Faktor, dem rund 70 Prozent der Cupra-Käufer verfallen dürften, ist eben keine Schaltbox gewachsen. Nicht mal eine so „rührige“ wie in jenem Exemplar, mit dem wir zuletzt unterwegs waren: Durch den Renneinsatz anscheinend schon recht strapaziert, ließen sich die Gänge wie in Schmierseife wechseln. Vielleicht sollte man sich daher noch einer weiteren Cupra-Tugend besinnen: Auch im stärksten Seat aller Zeiten kann man wie mit jedem Leon gemütlich durch die Gegend cruisen. Einfach mit der Gewissheit im Hinterkopf, dass er „bei Bedarf“ echte Racer-Qualitäten entwickelt.

Stand: Mai 2014

Website des Importeurs: www.seat.at

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