Datum: 4. Februar 2014

Mayr: „Jeder ist für sich selbst verantwortlich!“

Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. So denkt mancher Insider in der Auto-Branche über die brandheiße NoVA-Reform und den Dauerbrenner Tages-Zulassung. Ein probates Mittel zur Absatz-Steigerung, das bis Ende Februar stärker denn je eingesetzt werden dürfte. Mit Sicherheit jedenfalls von „TZ-Leader“ Hyundai, wo man diese Strategie unbeirrt fortsetzen will. Importeur-Chef Hansjörg Mayr: „Jeder ist für sich selbst verantwortlich!“

hansjoerg_mayr Noch vor wenigen Wochen, auf der Vienna Autoshow, gab sich Importeur-Sprecher Dr. Felix Clary durchaus zuversichtlich: „Ich denke, dass das Finanz-Ministerium noch gewisse Reserven hineinverpackt hat, die wir unter Umständen wegverhandeln können.“ Die Rede war von der für 1. März geplanten NoVA-Anhebung mitsamt einem konkret anvisierten Höchst-Steuersatz von 30 Prozent. Doch mittlerweile ist klar, dass sich Spindelegger & Co bezüglich „gewisser Reserven“ diametral zu Clarys Gedanken bewegten. Denn urplötzlich war die angekündigte 30%-Deckelung vom Tisch. Womit diese Regierung für sich beanspruchen darf, dass sie sogar jene Versprechen nicht hält, die sie erst nach der Wahl gegeben hat. Ein völlig neues Wertegefühl.

Letzten Infos zufolge feilschen Auto-Wirtschaft und Finanz nun angeblich um „maximal 32 Prozent“ (Stand: Dienstagfrüh). Alles darüber würde freilich zu einer Ausuferung führen, die nicht nur die Kaufpreise leistungsstarker Neuwagen in absurde Höhen triebe. Auch die unerklärliche Formel, wonach die NoVA künftig am Netto-Preis bemessen werden soll, sorgt – gelinde gesagt – für Kopfschütteln. Demnach würden erschwingliche Säufer, wie sie meist in den Schauräumen von US-Auto-Händlern stehen, nämlich noch billiger werden, während man höherwertigen CO2-Geizern einen Aufschlag verpasst. Ein Ökosteuer-Schmäh, der für Importeure von Ami-Schlitten ein echter Schenkel-Klopfer sein dürfte.

Umso mehr bedauert Mazda Austria-Chef Günther Kerle, dass die neue NoVA keine stärkeren ökologischen Effekte bringen werde. „Denn auch sparsame Diesel-Modelle und viel gekaufte Kleinwagen werden durchwegs teurer.“ Außerdem vermisse Mazda im Steuer-Paket „Entlastungen für Familien mit Klein- und Mittelklasse-Fahrzeugen“. In die gleiche Kerbe schlägt Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC: „Beinahe 90 Prozent aller in Österreich angebotenen Neuwagen-Modelle werden teurer, auch Umwelt schonende und Sprit sparende.“ Und was die Autofahrer bei den laufenden Kosten erwartet, weiß Felix Clary drastisch zu veranschaulichen: „Schon jetzt ist die motorbezogene Versicherungs-Steuer um das bis zu Vierfache höher als eine vergleichbare Kfz-Steuer in Deutschland!“ Da kommt es den heimischen Steuertreibern auf ein Vielfaches wohl auch nicht mehr an.

Doch von großen Kampf-Maßnahmen, zu denen sowohl Clary als auch Handels-Obmann Burkhard Ernst noch Mitte Jänner aufriefen, war bisher nichts zu bemerken. Clary wörtlich auf der Vienna Autoshow: „Wir müssen diese geplanten Maßnahmen, ich sage dies in aller Schärfe, aufs Heftigste kritisieren. Und irgendwann müssen wir uns überlegen, ob wir mit den Autos am Ballhausplatz vorfahren, alle Tages-Zulassungen auf die Straße, auf den Ring schicken und dann sagen: So, jetzt sind wir auch einmal da! Nicht nur die Lehrer protestieren, sondern auch wir Autofahrer. Und das ist immer noch die Mehrheit hier in diesem Lande. Also, ich glaube, uns fällt da schon noch etwas ein, bevor es wirklich zu arg wird. Aber noch sind die Gespräche nicht abgeschlossen, und ich hoffe, dass wir zu einer halbwegs akkordierten Schluss-Regelung kommen.“

Statt des Aufstands am Wiener Ballhausplatz wird’s wohl Preisschlachten geben

peter_laimer Dass mit einer solchen noch gerechnet werden kann, darf aus heutiger Sicht eher bezweifelt werden. Was man dagegen „ganz sicher“ zu erwarten habe, so Toyota-Importeur-Chef Dr. Friedrich Frey, seien Preis-Schlachten im Februar: „Zumindest bei jenen Marken, die von der neuen NoVA stärker betroffen sind. Da kann es durchaus zu radikalen Aktionen kommen.“ Die bei Frey bis dato freilich nicht erkennbar sind – denn: „Europaweit liegt Toyota dank niedrigster CO2-Emissionen an erster Stelle, wie Sie ja selbst geschrieben haben. Natürlich gibt es Ausreißer wie etwa den Land Cruiser, der etwas teurer werden wird. Aber im Großen und Ganzen haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und kommen deshalb mit einem blauen Auge davon.“ Ergo werde man auch keinen Deut von der klaren Toyota-Strategie abrücken, nämlich keine Kurz-Zulassungen zu machen.

Mit solchen Regeln hat man bei Hyundai, wo man im Vorjahr die Tages-Zulassungen kräftig ankurbelte, nicht wirklich etwas am Hut. Ungefährer Tenor der einschlägigen Kommentare auf der Vienna Autoshow: „Genauso wie Nissan 2012 Mazda als Leader unter den Japan-Marken ausgebremst hat, hat Hyundai 2013 Skoda vom zweiten Platz verdrängt.“ Und zwar im Foto-Finish, nachdem Skoda (mit reduzierten Tages-Zulassungen) exakt 59 Fahrzeuge weniger abgesetzt hat. Resultat: ein g’schmackiges Marktanteils-Verhältnis von 6,61 zu 6,60 Prozent!

Anscheinend genug, um Blut geleckt zu haben. Doch Hyundai Österreich-Chef Hansjörg Mayr ist viel zu sehr Pragmatiker, als dass er sich von Emotionen lenken ließe, wie er im Kurz-Interview mit Auto-Kaufberatung.at wieder unter Beweis stellt:

AKB: Vor zwei Jahren stand Hyundai wegen des großen Anteils an Tages-Zulassungen im Kreuzfeuer mancher Mitbewerber-Kritik. Danach hat man eher beschaulich um 4,4 Prozent zugelegt, um im Jahr darauf, also 2013, den TZ-Anteil von 21,5 auf beachtliche 30,4 Prozent zu steigern. Stört Sie der Vorwurf einer Markt-Verzerrung denn gar nicht?
Mayr: Tages-Zulassungen sind ein Marketing-Instrument, das ganz einfach ein Vertriebs-Kanal geworden ist, um Fahrzeuge zu positionieren, die für den Konsumenten eben gewisse Vorteile bieten. Das ist mittlerweile querbeet durch sehr viele Marken völlig etabliert. Außerdem ist es ist tatsächlich so, dass es für solche Fahrzeuge viele Kunden-Nachfragen gibt. Daher haben wir für 2014 eine ganz neue Kommunikations-Strategie gewählt. So kostet ein Neuwagen wie der i40, der mit 26.990 Euro in der Liste steht, bei einem Vorteils-Bonus von 2.000 Euro eben nur noch 24.990 Euro, als Tages-Zulassung weitere 2.000 Euro weniger, und als junger Gebrauchter ist er nochmals um 2.000 Euro reduziert.

AKB: Wenn Tages-Zulassungen so quasi der Weisheit letzter Schluss sind, warum verfahren dann – abgesehen von Premium-Marken – eigentlich nicht alle Importeure so?
Mayr: Die Hersteller haben unterschiedliche Strategien. Nicht jede Marke ist so volumengetrieben wie Hyundai. Und der Beschleunigungs-Faktor für Volumen sind bei uns eben die Tages-Zulassungen.

AKB: Sah sich Hyundai nicht auch deshalb als „Getriebener“, weil es 2013 relativ wenige neue Modelle gab, die für eine Forcierung der Zulassungen gesorgt haben?
Mayr: Wir haben auch im vorigen Jahr neue Modelle eingeführt, wie zum Beispiel die überarbeitete Version des i20. Mit ihm haben wir bewiesen, dass auch ein Facelift-Modell bei den Stückzahlen ganz schön zulegen kann. Das gilt ebenso für den i30, aber auch für den ix35.

AKB: Auch dank der Tages-Zulassungen, oder nicht?
Mayr: Natürlich ist es eine Kombination aus beidem. Aber schauen wir uns doch besser das Jahr 2014 an, in dem jetzt eine neue NoVA-Regelung vor der Tür steht. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Tages-Zulassung im Februar das heiße Marketing-Thema schlechthin wird. Und nachdem wir in diesem Bereich für unsere tollen Offerte bekannt sind, gehe ich davon aus, dass diese Übergangszeit für uns sogar einen Zusatz-Nutzen bringt.

AKB: Und dabei nehmen Sie sich wohl jener Modelle besonders an, deren CO2-Ausstoß eher dafür Anlass gibt?
Mayr: Für Modelle, bei denen es quasi Stufen-Effekte in der Preis-Positionierung gibt, werden wir sicher ein paar gute Ideen haben.

AKB: Sie lassen sich in Ihrer TZ-Strategie also auch künftig nicht beirren?
Mayr: Nein! Ich mische mich ja auch nicht in die Marketing-Strategien anderer Hersteller ein. Wir gehen unseren Weg, jeder ist für sich selbst verantwortlich.

Nun sollte man meinen, dass gewisse Mitbewerber der neuerlichen TZ-Offensive von Hyundai eher distanziert gegenüberstehen. Doch das ist nicht immer der Fall: „Im Neuwagen-Verkauf verdienen die Händler zwar so gut wie nichts, aber das Gebrauchtwagen-Geschäft wird durch Eintausch-Fahrzeuge belebt und das Service-Geschäft natürlich auch“, meint ein altgedienter Verkaufsleiter. Dessen Namen wir klarerweise nicht preisgeben dürfen. Sogar, die Marken, die er vertritt, müssen wir verschweigen. Trotzdem wissen wir es durchaus zu schätzen, dass man uns mit so viel Vertrauen begegnet. Bitte beibehalten!

Apropos Service: Auch zum Autojahr 2013 hat die Statistik Austria aufschlussreiche Diagramme erstellt, die Interessierten auf einen Blick alle wesentlichen Trends vermitteln und hier vollständig veröffentlicht werden.

Kfz-Neuzulassungen 2009 bis 2013 nach Fahrzeugarten
Pkw-Neuzulassungen 2012 und 2013 nach Antriebsarten
Pkw-Neuzulassungen 2009 bis 2013 – Alternative Antriebe
Pkw-Neuzulassungen 1994 bis 2013 nach Antriebsarten
Pkw- und Lkw (bis 3,5 t)-Neuzulassungen nach Monaten 2013
Pkw-Neuzulassungen 2006 bis 2013 nach Zulassungsbesitzern
Pkw-Neuzulassungen 2006 bis 2013 – Elektro-Pkw nach Zulassungsbesitzern
Pkw-Neuzulassungen 2009 bis 2013 – Priv. Zul.-Besitzer nach Altersgruppen
Pkw-Neuzulassungen 2013 nach Farben
Pkw-Neuzulassungen 2009 bis 2013 nach Segmenten
Pkw-Neuzulassungen 2012 und 2013 nach Top-10-Marken
Pkw-Neuzulassungen 2009 bis 2013 nach kW-Klassen
Pkw-Neuzulassungen 2001 bis 2013 – CO2-Emissionen in Gramm pro km
Pkw-Kurzzulassungen bis 120 Tage nach Monaten 2012 und 2013
Pkw-Tageszulassungen nach Monaten 2012 und 2013
Pkw-Tageszulassungen 2012 und 2013 nach Top-10-Marken
Pkw-Neuzulassungen 1983 bis 2013 – Österreich und Deutschland
Kfz-Gebrauchtzulassungen 2009 bis 2013 nach Fahrzeugarten

Nach den Energie-Ferien kommt Auto-Kaufberatung.at – mit dem endgültig letzten Nachbericht zur Vienna Autoshow – auf die Situation im heimischen Autohandel noch etwas eingehender zu sprechen.

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